Mehr als nur Bücher

Mein erstes Mal… ich kann mich nicht an den genauen Tag, nicht mal das Jahr erinnern. Ich weiß nur, dass ich noch gar nicht lesen konnte. Meine große Schwester musste auf mich aufpassen und nahm mich dorthin mit, wo sie gerne war. In unsere kleine Bücherei.

Das war Liebe auf den ersten Blick, dafür muss man keine Buchstaben kennen. So viele Geschichten, die einem vorgelesen werden können, so viele Bilder, mit denen man sich selbst Geschichten erzählen kann. Die Begeisterung lässt sich heute noch an meinem allerersten Zeugnis ablesen: „Das Rechnen mit Zahlen bis 20 fällt ihr manchmal schwer. Aber sie kann sehr gut frei Geschichten wiedergeben und sich eigene ausdenken.“ Bücher haben mich seit je her wesentlich geprägt.

Mit unserem Großen war ich in Beuel das erste Mal in der Stadtteilbücherei, da war er gerade 2 Jahre alt. Bei trübem Wetter auf Bilderbuchreisen gehen.

Seitdem sind wir dort regelmäßig, der Kleine war schon als Baby mit. In den Regalen stöbern, sich ins „Piratenschiff“ oder in die „Eule“ mit einem besonders schönen Exemplar zurückziehen, um in Ruhe darin zu blättern. Ob das Sams, Räuber Hotzenplotz, der Elefant Elmar oder das gesamte „Wilde Pack“, sie alle haben wir dort entdeckt und mit zu uns nach Hause genommen. Und bei so mancher Teufelskicker- oder Tigerentenbande-Cd bin ich als Mutter froh, dass wir sie leihen (und wieder zurückgeben) konnten.

Das alles machen unsere Kinder wahnsinnig gern, die Bücherei gehört für sie zu ihrem Stadtteil – wie der heiß geliebte Spielplatz, die Kita, die Schule.

Denn eine Stadtteilbücherei ist weit mehr als nur ein Ansammlung von Büchern. Die Kinder besuchen dort Lesungen, Bilderbuchnachmittage, kleine Aufführungen, Bastelnachmittage. Eben alles, was irgendwie ans Buch heranführt.

Die Stadtteilbücherei ist überschaubarer als ein großes Haus der Bildung, vor allem ist sie vertraut. Meine Jungs kennen sich dort aus. Geben auch schon mal alleine Bücher zurück. Sie kennen die Mitarbeiter/innen. Und als ich mit dem Großen darüber sprach, was er machen könnte, welche Orte er aufsuchen könne, wenn er allein unterwegs sei, sich unsicher fühle oder ihm etwas passiert sei, da sagte er gleich: Ich könnte auch in die Bücherei gehen.

All das kann eine zentrale, noch so gut ausgestattete Bibliothek in der Innenstadt nicht leisten. Denn die werden wir wahrscheinlich kaum besuchen. Schon mal gar nicht die Kinder allein. Und der regelmäßige Besuch der Schulen fiele wohl auch weg.

Es ist schon klar, dass in Städten gespart werden muss. Aber leider hat man immer wieder das Gefühl, das für Prestigeobjekte Geld ausgegeben wird, das an anderer Stelle besser aufgehoben gewesen wäre. Das auf Ehrenamt gesetzt wird, das Personal abgezogen, Büchereien vor Ort gar geschlossen werden, wo sie den potenziellen Leser eigentlich noch abholen könnten. Denn es ist wie mit dem Lesen – sie müssen herangeführt werden, es kennenlernen. Und wenn Kinder nicht an Büchereien herangeführt werden, gehen sie höchstwahrscheinlich auch als Erwachsene einfach nur dran vorbei. Denn das, was der Name verspricht, erledigen die Stadtteilbüchereien doch seit Jahren. Sie sind Häuser der Bildung. Direkt vor Ort.

Also, geht raus in die kleinen Büchereien bei euch um die Ecke.

Gewonnen!

Die Gewinnerinnen meiner Verlosung im Rahmen von Blogger schenken Lesefreude stehen fest. Das Los für „Domfeuer“ fiel auf Lisa K., „Das schwarze Sakrament“ geht an Ulrike.

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Die Gewinnerinnen werden per Mail benachrichtigt und darin nach ihren Adressen gefragt, bitte schaut in eure Post. Sobald ich dann weiß, wohin ich die beiden Exemplare schicken soll, gehen sie auf Reise.

Viel Spaß damit und allen ein Dankeschön fürs Mitmachen.

P.S. Mittlerweile habe ich „Das schwarze Sakrament“ auch gelesen. Es spielt nicht nur in Köln, sondern auch im Jülicher Land und ich kann es nur genauso wie Domfeuer empfehlen!

Ménage-à-trois oder auch: Gratulation

Er lacht über die gleichen Sachen. Freche Bemerkungen kann er kontern. Er sieht gut aus. Er lächelt mit den Augen.

HALT!

Spätestens hier sollte man vorbereitet, frühzeitig von den Eltern aufgeklärt worden sein. Bevor sich die berühmten Schmetterlinge in den Innereien einnisten, sollte jeder – geben Sie das ihren Kindern mit – dem potenziellen Partner möglichst noch in der Stunde des Kennenlernens zwei Fragen stellen:

1. Bist du Fußballfan?

2. Wenn ja, welcher Verein?

Wird Frage 1 mit „Ja“ beantwortet, sollte man sich der Konsequenzen bewusst sein. Wochenenden sind zum größten Teil verplant. Entweder derjenige steht auf dem Platz, weil er spielt. Oder er schaut zu. Wenn die beste Freundin mit dem Tennispartner also fragt, ob man sich am Samstagnachmittag nicht zu Viert zum Grillen treffen möchte, wird man die nächsten Jahre/Jahrzente antworten: Gern, so ab 17.15 Uhr? Und möchte man mal tanzen gehen, zwickt bei aktiven Ballkünstlern ggf. der Meniskus oder irgendein Band.

Hat er auf Frage 2 eine Antwort parat, fiebert er seit ewigen Zeiten für einen speziellen Verein mit, ist besondere Vorsicht geboten. Man muss sich dann klar machen: Ich werde nie die einzige sein.

Der Verein ist die Liebe, die meist zuerst da war. Und schlimmstenfalls vielleicht auch länger bleibt als man selbst. Also entweder man arrangiert sich mit dieser Geliebten, die so ganz andere Vorzüge hat als man selbst. Oder man flüchtet nach Beantwortung der Fragen flux durch eine Hintertür.

Lässt man sich aber drauf ein, sollte man sich der vollen Tragweite der Entscheidung bewusst sein.
Beim Zusammenziehen ist die Möbelauswahl das geringste Problem. Vielmehr wird die Diskussion geführt, wie viel – in unserem Falle – rot-weiß in die Wohnung darf. Und in welche Ecken. Klare Abmachungen sind wichtig: Ein Schal und ein Mannschaftsposter im Arbeitszimmer, aber hinter meinem Rücken platziert! Niemals Bayern-Bettwäsche im gemeinsamen Bett!

Der Terminkalender wird vom Fußball bestimmt sein. Und damit meine ich nicht nur, oh ein Samstagabendspiel – gehen wir also Sonntag ins Kino. Die Liebe zum Verein, hier also zum FCB, greift tiefer ins Leben. Man muss durch schwere Zeiten, indem man den Mann zu einem Spiel gegen die Mannschaft, mit der man aufwuchs, begleitet, was eine sehr schmerzhafte Erfahrung sein kann.
Man muss anders planen und organisieren. Heiraten, gerne – aber in der Sommerpause. Kinderkriegen bitte entweder in der Winterpause (K1) oder wie bei K2 in der Nacht auf einen Montag. So ist Frau und Nachwuchs volle Aufmerksamkeit gewiss.

Was viele aber vorher nicht berücksichtigen: Vereinsliebe ist vererbbar. Von wegen mit der Muttermilch aufgesogen. Ganz subtil im Schlaf eingepflanzt. Schlaf, Kindchen, schlaf. Und ist die Mutter aus dem Raum: Stern des Südens. Oder solche Angebote wie: Ruh‘ dich etwas aus, ich nehme den Kleinen so lange. Am Samstagnachmittag. Auf Papas Bauch schlummern, während der FCB guckt. Sieben Jahre später wird man sehen, was man davon hat. Ein Kind, dass sein Taschengeld auf dem Flohmarkt nicht für Spielzeug, sondern für einen FCB-Turnbeutel ausgibt. Das bittere Tränen weint, wenn sein Neuer-Glas kaputt geht und untröstlich ist, wenn der Verein unentschieden spielt. Kinder, die im Garten nicht nur Fußball spielen, sondern auch Meisterschaftsfeier. Dabei hintereinander herlaufen, um sich Apfelschorle über den Kopf zu schütten.

Noch legt der Kleine mir hin und wieder die Ärmchen um den Hals und flüstert: Mama, Fortuna ist auch ganz toll. Aber spätestens in zwei Jahren will er garantiert auch ein rotes Trikot. Vom FCB.

Das Schlimmste aber ist: Nach einer gewissen Zahl an Jahren merkt man die Unterwanderung der eigenen Einstellung. Nenn mir schnell zwei Fußballer, die du toll findest/fandest, fragen die Kinder. Und man hört sich antworten: Lizarazu und Brazzo. Man ertappt sich vorm Kaufhaus mit einer FCB-Bettwäsche in der Tüte – fürs Kind. Und trinkt plötzlich lieber ein bayrisches anstelle eines Alt-Biers.

So ist das mit diesen speziellen Geliebten. Lässt man sich auf diese Ménage-à-trois ein, dann kann es passieren, dass man sich so an sie gewöhnt hat, dass man sie irgendwann ein klitzekleines-mini-bisschen mag. Was ich aber nie laut sagen würde.

So, jetzt muss ich mit den Kindern Konfetti basteln. Wir haben eine Meisterschaftsfeier vorzubereiten. In diesem Sinne:

25. Meisterschaft – herzlichen Glückwunsch, FCB!

Blogger schenken Lesefreude

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Ich habs wieder getan. Einfach so. Konnte nicht anders. Ich hab ein Buch gelesen. Nein, eher verschlungen. In vier Nächten.

Für mich gibt es kein besseres Zeichen für ein gutes Buch: Wenn ich es nicht mehr aus der Hand legen mag. Unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Mit den Protagonisten mitfiebere. Ein solches Buch ist „Domfeuer“ von Dennis Vlaminck. Und eben dieses verlose ich, wie auch das neueste Buch des Autors, „Das schwarze Sakrament“, im Rahmen von ‚Blogger schenken Lesefreude‘.

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Die besten Bücher habe ich in den vergangenen Jahre über Empfehlungen entdeckt. Genau deshalb gefällt mir die Aktion auch so gut, dass ich direkt daran teilnehmen wollte. Um zu empfehlen, was mir zuletzt (freiwillig) schlaflose Nächte bereitet hat.

Vorab gestehe ich, nach der Medicus-Welle Ende der 80er habe ich mittelalterliche Geschichte nur noch fürs Studium, nicht mehr in Romanen gelesen. Zudem schrecken mich regionale Krimis (der Gatte hat hier welche aus dem Bergischen Land) eher ab, weil sie oft nicht viel mehr als den Wiedererkennungswert der Gegend bieten. Mit diesen Voraussetzungen also habe ich mich an „Domfeuer“ herangetraut.

Zum Inhalt: 1248 soll eine prächtigere Kathedrale den alten Kölner Dom ersetzen. Der Teilabbruch misslingt jedoch, ein weit größerer Teil als geplant brennt ab. Die Katastrophe dient als Hintergrund für vier Morde. Der Mörder ist von Anfang an bekannt, einzig die Frage nach dem Warum ist offen.

Das Besondere an „Domfeuer“ aber sind die Personen und die Erzählperspektive. Denn der Leser erlebt das Geschehen aus verschiedenen Sichtweisen, die erst nach und nach zum großen Überblick führen. Und da man immer wissen will, wie es Paulus und Jenne weiter ergeht, muss man auch immer weiterlesen. Für Köln-Kenner sind die Wege, Häuser und Örtlichkeiten ein zusätzliches Bonbon. Aber ehrlich gesagt: ich hätte es auch verschlungen, wenn der Handlungsort Paderborn oder Mailand gewesen wäre…

„Das schwarze Sakrament“ liegt noch unberührt auf meinem Nachttisch, es ist als nächstes dran. Aber was ich bei einer Lesung gehört habe, hat mich zum Kauf bewegt. Zum Inhalt:

Wieder das Jahr 1248: In einer Kirche in den Wäldern vor Köln werden die Leichen von 26 Frauen, Männern und Kindern gefunden, alle ohne äußere Verletzungen. Schnell geistert ein Gerücht durchs Land: Drei erst vor Kurzem ertrunkene Kinder sollen als Untote, Neuntöter genannt, ihre Familien umgebracht haben. Der Aberglaube des Mittelalters, der noch bis weit in die Neuzeit verbreitet war, steht im Mittelpunkt.

Ich verlose ein bereits gelesenes, aber sehr gut erhaltenes Exemplar von „Domfeuer“ und ein vom Autor dankenswerter Weise für die Aktion zur Verfügung gestelltes und signiertes neues Exemplar von „Das schwarze Sakrament“.

Wer eines der Bücher gewinnen will, hinterlässt bitte bis zum 30. April, 23.59 Uhr, hier einen Kommentar oder schickt eine Mail an rosa at rosaswelt Punkt info. Eine Aufgabe gibt es auch: Empfehlt mir ein Buch, das ihr gerne gelesen habt. Wenn ihr ein bestimmtes Buch der beiden gewinnen wollt, gebt bitte den Titel an.

Die Gewinner werden am 1. Mai ausgelost und benachrichtigt.

Mutter, motiviert, erfahren – Über Vereinbarkeit und besondere Qualitäten

Es ist Mittwochmorgen, neun Uhr. Der Mann ist im Büro, der Große in der Schule, der Kleine in der Kita. Noch ein Kaffee, dann verlasse ich das Haus. In der Tasche die Unterlagen für meinen Termin, auf der Bahnfahrt gehe ich das geplante Interview noch einmal durch. Ich freue mich auf den heutigen Tag, bin motiviert und voller Tatendrang.

So beginnt derzeit ein Großteil meiner Arbeitstage. Ich habe das Glück, den Beruf auszuüben, den ich mir als 15-Jährige in den Kopf gesetzt habe. Und der mir auch heute noch immer unglaublichen Spaß macht, mir neben normaler Routine auch immer wieder spannende Einblicke, das Kennenlernen von engagierten und ambitionierten Menschen ermöglicht. Und das in Teilzeit, vereinbar mit meiner Familie. Mir ist bewusst, dass das ein Luxus ist und ich versuche, mir das an weniger guten Tagen auch immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Grundvoraussetzung für diese Zufriedenheit ist einerseits die Teilung der Familienzeit mit dem Mann. Ich arbeite die halbe Woche, an ganzen Tagen. Abends kann es dann schon mal spät werden. An diesen meinen Arbeitstagen arbeitet der Gatte reduziert, ist ab dem frühen Nachmittag bei den Kindern. Ich weiß, da ist jemand auf den ich mich zu 100 Prozent verlassen kann. Und ich kann mich dadurch wiederum ganz auf meine Arbeit einlassen.

Das wiederum weiß mein Chef, selbst Vater von zwei Kindern, ungefähr im Alter meiner beiden. Für ihn zählt meine Fachkompetenz, er hat klar zum Ausdruck gebracht, dass er mich als Bereicherung sieht. Das ist die andere Grundvoraussetzung.

Denn klar bin ich zweifache Mutter. Aber ich bin – und war es schon vor dem Mutterdasein – eine Journalistin mit guter Ausbildung. Mit Erfahrung. Ich habe über den Tellerrand geschaut, im Ausland Kenntnisse gesammelt. Ich weiß, was ich kann.

Das Erlernte und Erfahrene ist durch meine Mutterschaft nicht verloren gegangen. Umgekehrt, es ist dadurch bereichert worden. So wie andere Kollegen Qualifikationen aus ihren Lebensumständen und -erfahrungen mit sich bringen.

Seit ich Mutter bin und nur die halbe Woche arbeite, bin ich im Job gelassener.

Ich bin hoch motiviert, freue mich auf meine Aufgaben.

Ich bin natürlich auf bestimmte Arbeitstage/-stunden beschränkt, aber an/in denen bin ich 100prozentig und auch mehr für den Job da. Ich bin absolut flexibel: Von einem Moment auf den anderen alles über den Haufen werfen und neu planen? Ist mein Alltag, wie zuhause, so im Büro. Dinge übernehmen, die neu sind, einspringen, auch wenn es nicht mein expliziter Bereich ist? Kann ich. Ich traue mich, Dinge zu hinterfragen. Ich habe durch die Kinder auch neue Blickwinkel entdeckt.

Ich kann organisieren, abgeben und delegieren, weiß, wann ich Hilfe brauche und wem ich welche wie anbieten kann. Gegebenenfalls mache ich mehrere Projekte gleichzeitig.

Ja, natürlich kann eines meiner Kinder spontan krank werden. Dann müssen mein Mann und ich schauen, wie wir das organisieren, wer von uns eher daheim bleiben kann, wer ggf. auf diesem Wege Überstunden abbaut. Denn über die verfügen wir beide in nicht geringem Maße. Auch meine Kollegen/ Kolleginnen werden mal spontan krank. Und ich habe berufstätige Väter im Büro, die auch mal zuhause bleiben müssen, wenn das Kind Fieber hat. Wir müssen in den Ferienzeiten Urlaub nehmen, Betriebsausflüge von Kitas oder pädagogische Tage der Schule abfangen. Aber das ist alles eine Frage der Organisation und Absprache. Zuhause wie im Büro.

Als ich während meines Studiums, nebenbei in einer Redaktion arbeitend, meinen damaligen Lokalchef fragte, ob er mich bei der Bewerbung um ein Volontariat unterstützen würde, sagte er nur: „Du bekommst doch irgendwann Kinder. Das wäre verschenkt.“ Ich habe mich geärgert, hielt es aber auch für eine Altmännereinstellung. Ich sollte dazu lernen.

Als ich Jahre darauf meine 1. Schwangerschaft meinem damaligen Chef mitteilte, reagierte er mit einem: „Sie wissen doch, dass dieser Beruf nicht mit Kindern vereinbar ist. Vielleicht, wenn sie freiberuflich ein bisschen nebenher arbeiten.“ Meine Idee, nach neun Monaten, spätestens einem Jahr, wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren, konterte er mit: „Warten wir mal ab, ob die Geburt gut verläuft. Und wie es dann um ihre Muttergefühle steht.“ Mein Mann wurde nie nach seinen Vatergefühlen gefragt.

Und es sind bei weitem nicht immer nur alte Männer, die Mütter als Belastung sehen. Für eine ehemalige Chefin von mir sind Mütter in ihrem Büro absolut unmöglich. Und an einem ehemaligen Arbeitsplatz mit feministischem Hintergrund wäre eine Mutterschaft unvereinbar gewesen. Ich weiß also, auf welche Vorbehalte Frau und Mutter stoßen kann. Ich habe mich immer dagegen gewehrt, habe Wege und letztendlich sogar entsprechende Vorgesetzte gefunden. Was kraftzehrend sein kann, aber sich allemal lohnt. Umso mehr ärgern mich Einstellungen wie diese, die Fräulein 0.2 nun traf:

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Mein Mutterdasein ist im Büro selten Thema. Höchstens in dem Maße, in dem bei meinen männlichen Kollegen das Vatersein Thema ist. Aber auf keinen Fall möchte ich verschweigen müssen, dass ich Mutter bin.

Denn, liebe Arbeitgeber, Mütter im Job sind keine Belastung oder gar unnütze, Problem bereitende Arbeitnehmer. Mütter können einen Betrieb bereichern, eine Chance sein. So wie jeder gute Mitarbeiter/ jede gute Mitarbeiterin, die eigene Qualitäten in den Beruf mit einbringen.

Und Vereinbarkeit ist eigentlich immer machbar. Es bedeutet viel Organisation, ist nicht immer einfach. Aber es geht: Vorausgesetzt, beide Seiten wollen es und gehen flexibel und offen aufeinander zu.

Eigentlich unbezahlbar

Der Jüngste hat seinen neuen Kuschelaffen mitgenommen, denn der kennt die Kita noch nicht. Und vor allem kennt seine Erzieherin ihn noch nicht. Der Affe muss doch wissen, wohin und zu wem sein zweibeiniger Besitzer jeden Morgen geht.

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In der Kita angekommen, ist sie natürlich schon da. Wartet nur auf ihn. So wie auf die 19 anderen der Gruppe vor und nach ihm. Kaum hängt die Jacke am Haken, stürmt mein Jüngster direkt zu seiner Erzieherin, um ihr den Affen zu zeigen. Sie nimmt sich Zeit, hört ihm zu, fragt nach. Ich bin abgeschrieben, noch schnell ein Winken – Tschüss, Mama.

Es tut gut zu sehen, wie gerne der Kleine in die Kita geht (auch wenn es natürlich Tage gibt, an denen er lieber in seinem Zimmer noch spielen würde). Wenn er angekommen ist, ist er zufrieden. Hat eine Ansprechpartnerin. Sie hilft ihm, wenn er geärgert wird, sie tröstet ihn, wenn er traurig ist. Sie fordert ihn mit spannenden Aufgaben, sie fördert ihn, weil sie weiß, was er kann und was noch nicht. Sie sorgt dafür, dass ich unbesorgt meine Arbeit machen kann. Und die Eltern der anderen Kinder ebenfalls. Vor den Erzieherinnen unserer Kita habe ich Hochachtung für ihre tägliche Leistung.

Und deswegen finde ich auch, Erzieherinnen sind mehr Wert. Und sollen/müssen dafür auf die Straße gehen.

Rund 2200 Euro verdienen Erzieherinnen im Durchschnitt. Brutto.

Ich möchte das nicht mit anderen Berufen vergleichen. Denn egal welche Branche man nimmt, jeder sollte seine Arbeit gut und gewissenhaft erledigen. Aber dieser Fall liegt noch etwas anders. Denn „die Arbeit“ sind meine Kinder.

Wir haben mittlerweile fünf Kitajahre bei zwei Kindern hinter uns. Wir haben verschiedenste Erzieherinnen (und leider Männer nur als Jahrespraktikanten) kennengelernt. Wir haben ausgepowerte Erzieherinnen gehen gesehen. Wir haben engagierte Erzieherinnen in andere, besser bezahlte Jobs wechseln sehen. Wir haben die Suche nach den tollen Kräften, die wir jetzt haben, begleitet.

Und ich habe viele Eltern, gerade durch die Arbeit im Elternrat, kennengelernt. Die Erwartungen an die Erzieherinnen sind hoch. Jedes Kind soll individuell betrachtet und gefördert werden. Es soll gebastelt, gesungen, gerne auch Englisch vermittelt werden. Turnen, Experimente machen, den Wissensdrang befriedigen, vorlesen. Sie müssen wickeln, ein Angebot für 2- bis 6-Jährige bieten (oder noch jünger).

Und dann gibt es hin und wieder Eltern, die das ganze als Dienstleistung verstehen. Die man effektiver gestalten sollte, damit weniger Überstunden anfallen. Bei der ein Soll erfüllt werden müss, dafür zahle man schließlich die Gebühren.

All dem müssen sich die Erzieherinnen, die immer noch gerne leicht abwertend Kindergärtnerinnen genannt werden, widmen.

Unsere Kita und ihre Erzieherinnen empfinde ich als Glückstreffer. Kreativtage, Sportwoche, Waldwoche, Experimentiertage, für die angehenden Schulkinder ein vielfältiges Ausflugsprogramm und Vorschule, damit im letzten Jahr keine Langeweile aufkommt. Und: Immer noch schauen, dass viel Zeit für freies Spiel bleibt. Und Erzieherinnen, die ein offenes Ohr und Zeit für die Kinder haben.

Das finde ich, ist im übertragenen Sinn eigentlich unbezahlbar. Im realen Leben aber ist es vor allem mehr Wert, als das derzeitige Gehalt. Wir haben das Glück, das wir – in einer konfessionellen Kita – bisher von Streiks nicht betroffen waren. Und ich verstehe genervte Eltern, die nicht wissen, wie sie ihre Kinder in dieser Zeit versorgen sollen. Uns würde das auch vor organisatorische Probleme stellen.

Aber gerade deswegen müssen Erzieherinnen umd Erzieher jetzt streiken. Damit ihr Beruf Aufmerksamkeit und Wertschätzung erlangt, damit deutlich wird, wie wichtig diese Arbeit ist. Für die Kinder, die Eltern, die Gesellschaft.

12 von 12 im April

Ha, da ist er wieder, der 12. des Monats. Aber diesmal habe ich es gemerkt. Rechtzeitig. Und kann mitmachen, beim Fotoprojekt von  Draußen nur Kännchen! Hier also mein Tag in 12 Bildern, meine 12von12 im April.

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Die Ruhe vor dem Sturm. Ein Kaffee, bevor die Bande die Küche einnimmt. Mit Fernweh-Note.

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Die Kinder bauen derweil mit Blumensteckern. Ein Volltreffer übrigens des Osterhasens.

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Sonnenschein. Also auf zum schon länger vorgenommenen Familienausflug. Ziel: Fußballgolf in Bonn.

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Das Prinzip ist recht einfach und macht Spaß. Auch nicht Fußballern. Es gibt 18 Bahnen auf einem großen Gelände. Und der Fußball muss über, unter, durch und in Hindernisse gelupft, getunnelt, gebettet und geböllert werden.

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Dazwischen gibt es natürlich reichlich Pausengelegenheit.

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Und da es sich um das Gelände eines Reiterhofs handelt, auch spannende Spielplätze wie den Strohberg.

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Nach dreieinhalb Stunden ging es hungrig nach Hause und erstmals in diesem Jahr wurde gegrillt. Und wieder der Gedanke: Wir wollten uns doch eigentlich und endlich einen richtigen Grill anschaffen.

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Apropos Terrasse und Garten: der Frühling ist da. Und mit ihm die wunderschönen Pfingstrosen.

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Frühling da, Osterdeko weg.

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Währenddessen plante der Große schon mal ausgiebig seinen nächsten Geburtstag (Januar!), der passend zum Tag eine Stadiontour und Hindernis-Schießen beinhalten soll. Ähm, warten wir mal ab.

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Der Kleine bereitete in der Zwischenzeit akribisch sein Bad vor. Das nach der Strohdusche dringend notwendig war.

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Jetzt schläft der Nachwuchs und der Gatte und ich gönnen uns seit langem mal wieder ein Glas Wein. Davon gibt es aber kein Foto, die Gläser sind nämlich schon fast leer und die 12 Bilder sind voll.

Das lästige Handgepäck

Ich packe meinen Koffer. Und die Tasche der Kinder. Die wiederum packen ihre Rucksäcke.

Vier Tage Holland im April, Mama und die Jungs und die Teenie-Nichte. Ich komme mir vor, als würden wir drei Wochen verreisen. Warme Pullis. Shirts. Sportschuhe. Badesachen. Gummistiefel. Dicke Jacken. Dünne Jacken. Jede Menge Gepäck eben.

Und dann ist da noch mein Handgepäck. Der Feind jeden Urlaubs. Die Tasche mit den Erwartungen. Zum Beispiel ausgelassene Kinder gehören dazu. Die begeistert toben, spielen, den ganzen Tag draußen sind und abends erschöpft und total müde unter der Bettdecke verschwinden. Jede Menge Spaß ist dabei. Auf Trampolinen hüpfen, Fußball spielen, durch den Wald laufen, Füße in den kalten See tauchen. Vla essen. Viel Lachen, herumalbern. Die Vorstellung trotzalledem auch ein bisschen Zeit für mich zu haben, in meinem Buch weiterzulesen. Durchzuatmen, aufzutanken.
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Ganz unten im Handgepäck sind dann noch die Befürchtungen. Streitende Kinder (davon hatten wir an Ostern ausreichend Kostproben). Strapazierte Nerven. Schlechtes Wetter. Nicht durchgeschlafene Nächte in fremder Umgebung. Unausgeglichen oder gar ungerecht sein.

So, und jetzt soll das ganze Gepäck ins Auto. Ein bisschen Verpflegung natürlich auch noch. Und selbstredend die Nichte samt ihren sieben Sachen.

Ich glaube, das Handgepäck muss jetzt einfach dem Platzmangel weichen. Erwartungen und Befürchtungen einfach zurücklassen? Ich könnte es ja mal versuchen. Los fahren und gucken was kommt. Klingt eigentlich ganz gut. Ich kann nichts versprechen, aber ich versuche es.

Wir sind dann mal weg.

Tschüss

Geh niemals, ohne dich zu verabschieden.

Es sind solche Sätze von dir, die mir für immer im Ohr liegen. Die mein Handeln prägten und prägen. Ich gehe nie, ohne mich richtig zu verabschieden, in die Augen schauen, winken, drücken, umarmen, ein Kuss. Aus Angst, es nicht nachholen zu können.

Heute ist er da, der Tag, dem ich seit Monaten ängstlich entgegen sehe. Der Jahrestag. Heute vor einem Jahr gingst du. Ohne ein Wort des Abschieds. Einfach hingelegt, die Augen geschlossen. Kein Kuss, keine Umarmung. Unwiderruflich.

Ich bin gefahren, so schnell es nur ging. Habe geahnt, du bist nicht mehr da, wenn ich es bin. Dabei warst du immer da. „Du kannst immer zu mir, zu uns kommen. Wir sind da“, ist auch so ein Satz, der für dich steht.

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Als ich klein war, durfte ich, wenn ich Angst im Dunkeln hatte, in deinem Bett einschlafen. Das kleine Licht an der hölzernen Umrandung brannte für mich. Du hast mir Geschichten und Geschichte erzählt. Schon früh lernte ich über Napoleon und Waterloo. Du hast Geschichte erzählt, als wärest du dabei gewesen. Genau, du hast ja mit ihm Skat gespielt. Hast du ein Märchen erzählt, dann kamen mir die Figuren immer bekannt vor. Rotkäppchen sah mir erstaunlich ähnlich. Und ich musste mir keine Sorgen wegen des Wolfes machen, denn du warst der Jäger. Du, da war ich mir immer ganz sicher, beschützt mich. Wie in der Nacht, als ich mit meiner Schwester im Urlaub noch einmal in den Reitstall ging, und dann wurde von außen die Tür verriegelt. Du würdest schon kommen und uns finden, da war ich mir sicher.

Du hast mir mein Selbstbewusstsein gegeben. Jeder ist so richtig, wie er ist. Verbiege dich nicht für andere. Jemand redet schlecht über dich? „So lange man über dich redet, bist du nicht vergessen.“

Eine 6 in Mathe, der blaue Brief in Geschichte. Kann passieren. „Du lernst nicht für mich, du lernst für dich, für dein Leben.“ Nichts hat meinen Ehrgeiz mehr angestachelt als dieser Satz.
Denn du hast mir versichert, egal, was ich will, ich kann was draus machen, alles schaffen, wenn ich daran arbeite, etwas dafür tue. Und nie, nie sollte ich mir sagen lassen, ein Mädchen kann das nicht.

„Wer feiert, kann auch arbeiten“ war auch so ein Spruch. Du hast nie laut geschimpft oder große Szenen gemacht. Aber erwartet, dass man hält, was man versprochen oder zugesagt hat. Und so saß ich dann eben ohne zu Murren mit meinem ersten Kater und dickem Kopf in deiner Werkstatt, in der ich einen Ferienjob hatte, und konnte kaum dem Hammer halten.

Ich erinnere mich an die unzähligen Wochenenden auf Turnieren, wenn ich stolz mit dir im Verkaufszelt stand. Wie ich dich oft zu Ställen begleiten durfte, wenn du Sättel vor Ort angepasst hast. Wie du als Nikolaus mit der Kutsche angefahren kamst, mit dem goldenen Buch unterm Arm. Wie ich genau wusste, dass du es warst und dennoch ganz verschüchtert war.

Du hast so viel gelacht. So viel Quatsch gemacht. Ostern beim Eiertitschen heimlich ein Porzellanei benutzt und natürlich immer gewonnen. Warst König der Arschbomben im Freibad. Konntest Reimen wie kein Zweiter.

Du wusstest immer zu trösten. Selbst als du so da lagst, in der Kapelle aufgebahrt. Du sahst so friedlich aus.

Einfach einschlafen ist ein schöner Tod. So hast du es dir immer gewünscht, zuhause, bei Mama. Und doch hätte ich mich so gerne verabschiedet.

Tschüss, Papa.

Kreatives Chaos

Ordnung ist das halbe Leben, heißt es. Gut. Wir leben in der anderen Hälfte.

Sollte ich für mich typische Eigenschaften nennen, „ordentlich“ oder „ordnungsliebend“ wäre mir nie eingefallen. Man darf meinem Zuhause ansehen, dass ich darin lebe. Es ist kein Museum. Die Zeitung liegt so auf dem Tisch, dass man erkennt, dass sie intensiv gelesen wurde. Meine Tee- oder Kaffeetasse, je nach Gemütszustand, darf rumstehen. Sie sollte eh immer einsatzbereit sein.

Aber seit ich Kinder habe, merke ich, im Großen und Ganzen bin ich eigentlich gern ein aufgeräumter Mensch. Ich möchte meine Sachen so zusammenlegen, dass ich sie ohne langes Nachdenken finde. Die Armbanduhr auf meinem Nachttisch. Der Schlüssel am entsprechenden Bord. Die Büchereikarte an ihrem Platz.

Und dann betrete ich das Kinderzimmer.

Meine Kinder sind Sammler. Als Berufswunsch hat der Große mal „Sachensucher“ angegeben, wie Pipi Langstrumpf. Er sieht alles. Den Knopf auf der Straße, den Würfel an der Bushaltestelle, die Papageienfeder im Gebüsch. Und alles kann er gebrauchen. Der Kleine liebt Steine und Stöcke. Da die nicht alle im Haus Platz finden würden, liegt in der bepflanzten Parzelle vor der Haustür mittlerweile eine Stockfamilie.

Wir haben durchaus ein ausgeklügeltes Aufbewahrungssystem. Spezielle Schatzkisten für die Fundsachen. Eine Kiste für Lego, eine Kiste für Playmobil. Die großen Autos in einer weiteren. Die Bücher haben im Regal Platz. Puzzle und Spiele an anderer Stelle u.s.w.. Nur leider hält dieses System dem Spielverhalten der Jungs nicht stand.

Beispiel gefällig? Am Wochenende sahen wir zufällig die ersten Kirmeswagen anrollen. Bald ist am Rhein Osterkirmes, die Fahrgeschäfte wurden aufgebaut. Spannend. Wir haben ein bisschen zugeschaut. Und zuhause wurde gleich selbst eine Kirmes aufgebaut. In harter, akribischer Arbeit. Die Holzeisenbahn diente als Achterbahn. Ein mit Rettungsfolie überzogener Karton (Überbleibsel vom Ägypten-Geburtstag, der nicht weggeworfen werden darf) wurde – bestückt mit Schuhen und Plüschtieren – zum Autoscooter. Die Playmobilfiguren standen schon Schlange. Aus Lego wurde noch ein Kinderkarussell gebaut. Zum Entspannen hatte der Kleine noch eine Leseecke in die Kirmes integriert. Das ganze wird ausgiebig bespielt. Und muss natürlich stehen bleiben, bis der Papa es auch gesehen hat. Und gerne auch länger.

An guten Tagen sehe ich die Kreativität, den Ideenreichtum, die Leidenschaft, die Detailverliebtheit. Natürlich soll mühevoll aufgebautes nicht gleich weggeräumt werden. Aber. An schlechten Tagen trete ich aus Versehen auf ein Legobauwerk, weil man nirgendwo mehr stehen kann (Schmerzensschreie der Mutter werden abgelöst vom Weinen der jungen Bauherren). An schlechten Tage sehe ich nicht die liebevoll gebastelten Kirmesschilder, sondern die auf dem Boden liegenden Stifte und die Schere. Neben den übriggebliebenen Schnipseln. Dann frage ich mich, warum man alles ausschütten muss, nicht in den Mülleimer räumen kann und wer bitteschön auf die verrückte Idee kam, dass Playmobilfeuerwehrleute abziehbare Minihandschuhe tragen und dass selbst diese Minifuzzi-Visiere von den Helmen ablösbar sein müssen.

Dann frage ich mich, wo all meine Aufforderungen, Erklärungen, Bitten, Ermahnungen denn wohl hin verhallt sind. Bevor man ein neues Spiel aufbaut, räumt man das andere erst einmal weg. Pustekuchen. Erziehung ist Vorleben, heißt es so schön. Aber daran kann es nicht liegen, denn der Mann und ich räumen – vor allem seit wir Kinder haben – gerne auf. Wir haben auf unterschiedlichste Art probiert zu vermitteln: spielerisch, als Wettbewerb verpackt, mit Schimpfen und auch schon mal mit der blauen-Mülltüten-Androhung. Mal funktioniert es, meist verhallt es. Und dann gesteht man sich eben ein: hier bin ich wohl gescheitert, mit meinem Latein am Ende.

Das Interessante ist dann aber: wenn man den Kleinen in der Kita abholt, dann ruft er einem gerne zu: „Ich muss noch eben aufräumen“. Und wenn man mal in der Schulmensa zum Essen eingeladen wird, sieht man, wie der Große ohne jegliche Aufforderung den Tisch abräumt und anschließend noch abwischt.

Es geht eben doch. Nur nicht unbedingt zuhause. Oder anders als man denkt.

Als ich kürzlich dem Kleinen sagte, er solle jetzt doch endlich mal aufräumen, da war das Zimmer nach zehn Minuten blitzblank. Die Spielteppiche samt Spielzeug lagen ordentlich zusammengerollt in den Ecken. Da musste ich mir doch wieder eingestehen: Sie sind vielleicht nicht ordentlich, aber Ideen haben sie.

Ich versuche also mehr das Kreative zu sehen. Und wenn man in die Hocke geht, hat man manchmal einen anderen Blickwinkel. Dann hat das Chaos sogar irgendwie System. Meistens hilft auch: Atmen. Und die Frage: Wie ordentlich müssen Kinder sein?

So. Jetzt habe ich mir genug Mut angeschrieben. Jetzt wage ich mich ins Kinderzimmer. Ich erwarte ein Höchstmaß an Ideenreichtum. Eine große Beobachtungsgabe, gepaart mit detailverliebtem Nachspielen des Gesehenen. Gestern war in unserem Viertel Sperrmüll.

Dieser Blogbeitrag ist auf Anregung von @aluberlin und ihrer Blogparade #geschichtenvomscheitern entstanden.