Verleihkids

Ich habe eine Geschäftsidee. Eine profitable. Sehr proftitabel. Also nicht profitabel im Sinne von „Deutschlands 100 reichste Menschen“. Aber reich an Erholungswert und Entspannungspunkten. Und Wellness ist doch ein boomender Markt.

Die angesprochene Klientel ist groß. Im Jahr 2013 gab es in Deutschland 8,1 Millionen Familien (Quelle: Statistisches Bundesamt). Zudem eignet sich das Modell sowohl für Einzel- als auch Geschwisterkinder. Und einen Namen habe ich auch schon.

Verleihkids

Das Prinzip ist ganz simpel: Wochenende, die Schwestern zanken sich, die Brüder wollen partout nichts miteinander zu tun haben, die Eltern müssen als 24-Stunden-Schulfreunde-Ersatz herhalten? Ein Blick in die Datenbank von Verleihkids, mit den eigenen Angaben abgeglichen und -zack- leiht man sich ein Kind.

Interessen und Alter sollten aufeinander abgestimmt sein und schon herrscht pure Entspannung. Das geliehene Kind bringt Harmonie ins Haus. Das eigene Spielzeug wird wieder interessant, mit dem neuen Freund, der neuen Freundin entdecken die Kinder ganz neue Spielideen. Bei mehreren Kindern unterschiedlichen Alters leiht man sich idealerweise gleich zwei passende Kinder, aber schon eines kann unglaubliche Entspannung ins Haus bringen. Und abends, wenn alle müde gespielt sind, gibt man es wieder zurück.

Bei älteren Exemplaren gibt es dann auch das Premiumpaket: Man kann eine Übernachtung mit einplanen. Sie werden sehen, die Kinder beschäftigen sich bis tief in die Nacht allein und im Glücksfall können sie morgens sogar ausschlafen.

Entscheidendes Kriterium für das Gelingen der Geschäftsidee ist wie schon in der guten alten Vor-Münz-Zeit das Tauschgeschäft, das Prinzip der Gegenseitigkeit. Also nicht nur leihen, sondern man muss das eigene Kind auch zum Verleihen an andere Eltern anbieten. Diese werden es ihnen danken – und oh, plötzlich hat man einen Samstag totale Ruhe und Zeit für die Steuererklärung, den Hausputz oder was einem sonst noch Schönes einfällt.

Sorry, ich muss jetzt zum Patent-, Gewerbe- und sonstigen Ämtern. Geschäftsidee anmelden. Sie wissen schon.

Zwei Hände sind nicht genug

Zwei Kinder, das ist doch ideal. Ein Geschwisterchen zum Spielen, zum Knuddeln, dem man als großer Bruder zur Seite stehen kann. Ja, genauso hatten wir uns das vorgestellt. Für uns stand immer fest, wenn Kinder, dann möchten wir zwei.

Ich bin auch immer noch davon überzeugt, dass es für uns genau die richtige Entscheidung war und ist. Dass es beiden Jungen gut tut, einen Bruder zu haben. Es gibt oft genug Momente, in denen man genau spürt, wie wichtig sie füreinander sind. Wenn der Große dem Kleinen das ABC erklärt, wenn der Kleine als erstes dem Großen erzählen muss, dass er in der Kita ein Tor gemacht hat. Natürlich geraten sie sich auch in die Haare. Oft. Manchmal hat man das Gefühl, sie tun es ständig. Aber auch das gehört dazu. Und mittlerweile sind sie einander auch kräftemäßig recht ebenbürtig, dann greift man nicht oder erst spät ein.

Völlig unterschätzt haben wir aber, wie wir zwei Kinder unter einen Hut bringen. Zwei eigenständige Köpfe, um nicht zu sagen, durchaus zwei Dickköpfe, die wissen, was sie wollen. Oder eben, was auch nicht.

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In unserer meiner Vorstellung sah es immer so aus: Wochenende, ein Elternpaar macht mit seinen zwei entspannten Kindern einen wunderbaren Ausflug, viel Lachen, pure Harmonie, alle sind glücklich. Und außerdem galt für mich immer: ich hab zwei Hände, das passt doch mit zwei Kindern.

Gut, Alltag ist anders, ist schon klar. Das war ja auch nur das Traum-Ideal. Dennoch habe ich die Realität unterschätzt. Es sind Phasen, die vergehen. Das gilt für vieles in der Kinderentwicklung und beim zweiten wartet man vieles dementsprechend noch ab, während man beim ersten noch die Ursache suchte. Aber derzeit haben wir eine Phase, die uns die gemeinsamen Wochenende oft echt zur Qual macht.

Also, Ideal: Ich freue mich (immer wieder aufs Neue) auf das gemeinsame Frühstück, ein bisschen Spielen mit den Kindern, ein bisschen Spielen der Kinder miteinander, gemeinsame Erlebnisse.

Die Realität beim gemeinsamen Frühstück am Wochenende sieht dann so aus:

„Was machen wir heute, mir ist langweilig“, klagt der Große. „Ich will nicht raus. Ich will hier spielen“, beginnt der Kleine zu kreischen. „Fahrradtour.“ „Zuhause bleiben. „Raus.“ „Nein.“ „Doch.“ „Nein“…

Manege frei für zwei Kampfhähne. Der Große braucht Bewegung, am liebsten 12 Stunden täglich mit dem Ball. Der Kleine möchte nach der Kita-Woche einfach nur Ruhe, ungestört mit seinem Spielzeug spielen, vielleicht mal in den Garten. Zwischen ihnen liegen nicht nur 2,5 Jahre, sondern eben auch völlig unterschiedliche Bedürfnisse.

Deshalb sehen unsere Wochenenden derzeit dann gerne auch mal so aus: Papa geht mit dem Großen kicken, Mama spielt mit dem Kleinen ‚Tempo, kleine Schnecke‘. Oder Papa baut mit dem Kleinen ein Lego-Haus, während Mama mit dem Großen eine Radtour macht.

Es gibt Schlimmeres, klar. Aber es nervt. Und kostet auch enorm Kraft. Weil wir momentan oft das Gefühl haben, nicht mehr als Familie etwas machen zu können. Und wenn, nur mit größter Überzeugungskraft, viel gutem Zureden, lautem Geheule und Geschimpfe. Weil ich eben auch gern mal mit dem Mann und den Kindern etwas machen möchte.

Dazu kommt die Eifersucht des Großen, die er erst in den letzten Jahren stärker entwickelte. Die Angst zu kurz zu kommen, während ich eher das Gefühl habe, der Kleine steckt mehr zurück. Weil er es immer schon so kennt, dass da noch jemand ist. Und da ich nicht will, dass einer von beiden das Gefühl hat, zu kurz zu kommen, schaue ich, dass ich für beide immer auch Exklusivzeiten einrichte. Denn gegen besseren Wissens läuft in meinem inneren Kino doch immer wieder mal der eine Film: Und täglich grüßt das schlechte Gewissen.

Wer zu kurz kommt, ist dann das Elternpaar, das man ja auch noch ist. Und/oder man selbst.

Wenn die Kinder dann abends friedlich schlafen, dann träume ich: Von einem Urlaub am Meer zu Viert. In voller Harmonie. Mit ganz vielen gemeinsamen Familienerlebnissen. Ist ja noch ein bisschen Zeit bis zum Sommer. Denn das ist nur eine Phase. Das wird schon, oder? ODER?

12von12 – Mai 2015

Da ist er, der 12. des Monats. Im Mai fällt er diesmal auf meinen freien Dienstag. Hier also die 12von12 nach einer Idee von Caro von Draußen nur Kännchen mit Ausschnitten aus meinem „arbeitsfreien“ Tag.

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Der Tag beginnt um 6.30 Uhr mit einem – nein, kein Kaffee. Den genieß ich erst, wenn alle aus dem Haus sind. Er beginnt immer mit schwarzem Tee.

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Der Mann fährt nach München zum Spiel des FCB und ich bekomme eine Stunde nach seiner Abfahrt einen kleinen Schreck, als ich die Waschmaschine ausräume. War aber nicht das Ticket, sondern nur die Umrandung, die die Kinder haben durften.

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Schon 12 Uhr. Der Kleine isst heute zuhause, Essen ist fertig, also auf zur Kita. Übrigens: Darum ist es am Rhein so schön.

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Protestbrot. Der Jüngste schmiert sich ein Brot, weil
1. ich etwas anderes als Nudeln gekocht habe und
2. es seine neue „Ich kann das alleine“-Lieblingsbeschäftigung ist.

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Zeit für den Garten. Ich sehe viel Feigenmarmelade voraus.

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Und der Flieder blüht und duftet herrlich.

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Trotz ausreichend Spielzeug ist die Wäschespinne ein absoluter Favorit von K2. Kann man so schön Knoten üben. Grr.

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Nachdem ich den Kleinen zum Sport gebracht habe, bleiben mir 25 Minuten, bis ich den Großen abholen kann. Zeit für meine wöchentliche „Tankstelle“.

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Diesmal ein Spaziergang zur Doppelkirche in Schwarzrheindorf.

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15 Minuten Vogelgezwitscher und Brunnengeplätscher können manchmal so viel bewirken.

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Dann noch eine halbe Stunde nur mit dem Großen, Zeit für einen Snack und einen Schnack unter zwei. Obwohl den ganzen Tag draußen und beim Sport ist noch Energie übrig. Also: Fußball im Garten, alle gegen Mama.

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Doch irgendwie beide Kinder müde bekommen. Zum Einschlafen heute eine Geschichte vom Drachen Kokosnuss. Und mittendrin fängt der Große an, dem Kleinen vorzulesen.

Und gleich darf ich dann für mich lesen. Aktuell: Nina George, Das Lavendelzimmer. Über Bücher als Heilmittel für verschiedenste Leiden, bei denen keine Medizin hilft.

Gute Nacht.

Mehr als nur Bücher

Mein erstes Mal… ich kann mich nicht an den genauen Tag, nicht mal das Jahr erinnern. Ich weiß nur, dass ich noch gar nicht lesen konnte. Meine große Schwester musste auf mich aufpassen und nahm mich dorthin mit, wo sie gerne war. In unsere kleine Bücherei.

Das war Liebe auf den ersten Blick, dafür muss man keine Buchstaben kennen. So viele Geschichten, die einem vorgelesen werden können, so viele Bilder, mit denen man sich selbst Geschichten erzählen kann. Die Begeisterung lässt sich heute noch an meinem allerersten Zeugnis ablesen: „Das Rechnen mit Zahlen bis 20 fällt ihr manchmal schwer. Aber sie kann sehr gut frei Geschichten wiedergeben und sich eigene ausdenken.“ Bücher haben mich seit je her wesentlich geprägt.

Mit unserem Großen war ich in Beuel das erste Mal in der Stadtteilbücherei, da war er gerade 2 Jahre alt. Bei trübem Wetter auf Bilderbuchreisen gehen.

Seitdem sind wir dort regelmäßig, der Kleine war schon als Baby mit. In den Regalen stöbern, sich ins „Piratenschiff“ oder in die „Eule“ mit einem besonders schönen Exemplar zurückziehen, um in Ruhe darin zu blättern. Ob das Sams, Räuber Hotzenplotz, der Elefant Elmar oder das gesamte „Wilde Pack“, sie alle haben wir dort entdeckt und mit zu uns nach Hause genommen. Und bei so mancher Teufelskicker- oder Tigerentenbande-Cd bin ich als Mutter froh, dass wir sie leihen (und wieder zurückgeben) konnten.

Das alles machen unsere Kinder wahnsinnig gern, die Bücherei gehört für sie zu ihrem Stadtteil – wie der heiß geliebte Spielplatz, die Kita, die Schule.

Denn eine Stadtteilbücherei ist weit mehr als nur ein Ansammlung von Büchern. Die Kinder besuchen dort Lesungen, Bilderbuchnachmittage, kleine Aufführungen, Bastelnachmittage. Eben alles, was irgendwie ans Buch heranführt.

Die Stadtteilbücherei ist überschaubarer als ein großes Haus der Bildung, vor allem ist sie vertraut. Meine Jungs kennen sich dort aus. Geben auch schon mal alleine Bücher zurück. Sie kennen die Mitarbeiter/innen. Und als ich mit dem Großen darüber sprach, was er machen könnte, welche Orte er aufsuchen könne, wenn er allein unterwegs sei, sich unsicher fühle oder ihm etwas passiert sei, da sagte er gleich: Ich könnte auch in die Bücherei gehen.

All das kann eine zentrale, noch so gut ausgestattete Bibliothek in der Innenstadt nicht leisten. Denn die werden wir wahrscheinlich kaum besuchen. Schon mal gar nicht die Kinder allein. Und der regelmäßige Besuch der Schulen fiele wohl auch weg.

Es ist schon klar, dass in Städten gespart werden muss. Aber leider hat man immer wieder das Gefühl, das für Prestigeobjekte Geld ausgegeben wird, das an anderer Stelle besser aufgehoben gewesen wäre. Das auf Ehrenamt gesetzt wird, das Personal abgezogen, Büchereien vor Ort gar geschlossen werden, wo sie den potenziellen Leser eigentlich noch abholen könnten. Denn es ist wie mit dem Lesen – sie müssen herangeführt werden, es kennenlernen. Und wenn Kinder nicht an Büchereien herangeführt werden, gehen sie höchstwahrscheinlich auch als Erwachsene einfach nur dran vorbei. Denn das, was der Name verspricht, erledigen die Stadtteilbüchereien doch seit Jahren. Sie sind Häuser der Bildung. Direkt vor Ort.

Also, geht raus in die kleinen Büchereien bei euch um die Ecke.

Gewonnen!

Die Gewinnerinnen meiner Verlosung im Rahmen von Blogger schenken Lesefreude stehen fest. Das Los für „Domfeuer“ fiel auf Lisa K., „Das schwarze Sakrament“ geht an Ulrike.

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Die Gewinnerinnen werden per Mail benachrichtigt und darin nach ihren Adressen gefragt, bitte schaut in eure Post. Sobald ich dann weiß, wohin ich die beiden Exemplare schicken soll, gehen sie auf Reise.

Viel Spaß damit und allen ein Dankeschön fürs Mitmachen.

P.S. Mittlerweile habe ich „Das schwarze Sakrament“ auch gelesen. Es spielt nicht nur in Köln, sondern auch im Jülicher Land und ich kann es nur genauso wie Domfeuer empfehlen!