Eigentlich unbezahlbar

Der Jüngste hat seinen neuen Kuschelaffen mitgenommen, denn der kennt die Kita noch nicht. Und vor allem kennt seine Erzieherin ihn noch nicht. Der Affe muss doch wissen, wohin und zu wem sein zweibeiniger Besitzer jeden Morgen geht.

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In der Kita angekommen, ist sie natürlich schon da. Wartet nur auf ihn. So wie auf die 19 anderen der Gruppe vor und nach ihm. Kaum hängt die Jacke am Haken, stürmt mein Jüngster direkt zu seiner Erzieherin, um ihr den Affen zu zeigen. Sie nimmt sich Zeit, hört ihm zu, fragt nach. Ich bin abgeschrieben, noch schnell ein Winken – Tschüss, Mama.

Es tut gut zu sehen, wie gerne der Kleine in die Kita geht (auch wenn es natürlich Tage gibt, an denen er lieber in seinem Zimmer noch spielen würde). Wenn er angekommen ist, ist er zufrieden. Hat eine Ansprechpartnerin. Sie hilft ihm, wenn er geärgert wird, sie tröstet ihn, wenn er traurig ist. Sie fordert ihn mit spannenden Aufgaben, sie fördert ihn, weil sie weiß, was er kann und was noch nicht. Sie sorgt dafür, dass ich unbesorgt meine Arbeit machen kann. Und die Eltern der anderen Kinder ebenfalls. Vor den Erzieherinnen unserer Kita habe ich Hochachtung für ihre tägliche Leistung.

Und deswegen finde ich auch, Erzieherinnen sind mehr Wert. Und sollen/müssen dafür auf die Straße gehen.

Rund 2200 Euro verdienen Erzieherinnen im Durchschnitt. Brutto.

Ich möchte das nicht mit anderen Berufen vergleichen. Denn egal welche Branche man nimmt, jeder sollte seine Arbeit gut und gewissenhaft erledigen. Aber dieser Fall liegt noch etwas anders. Denn „die Arbeit“ sind meine Kinder.

Wir haben mittlerweile fünf Kitajahre bei zwei Kindern hinter uns. Wir haben verschiedenste Erzieherinnen (und leider Männer nur als Jahrespraktikanten) kennengelernt. Wir haben ausgepowerte Erzieherinnen gehen gesehen. Wir haben engagierte Erzieherinnen in andere, besser bezahlte Jobs wechseln sehen. Wir haben die Suche nach den tollen Kräften, die wir jetzt haben, begleitet.

Und ich habe viele Eltern, gerade durch die Arbeit im Elternrat, kennengelernt. Die Erwartungen an die Erzieherinnen sind hoch. Jedes Kind soll individuell betrachtet und gefördert werden. Es soll gebastelt, gesungen, gerne auch Englisch vermittelt werden. Turnen, Experimente machen, den Wissensdrang befriedigen, vorlesen. Sie müssen wickeln, ein Angebot für 2- bis 6-Jährige bieten (oder noch jünger).

Und dann gibt es hin und wieder Eltern, die das ganze als Dienstleistung verstehen. Die man effektiver gestalten sollte, damit weniger Überstunden anfallen. Bei der ein Soll erfüllt werden müss, dafür zahle man schließlich die Gebühren.

All dem müssen sich die Erzieherinnen, die immer noch gerne leicht abwertend Kindergärtnerinnen genannt werden, widmen.

Unsere Kita und ihre Erzieherinnen empfinde ich als Glückstreffer. Kreativtage, Sportwoche, Waldwoche, Experimentiertage, für die angehenden Schulkinder ein vielfältiges Ausflugsprogramm und Vorschule, damit im letzten Jahr keine Langeweile aufkommt. Und: Immer noch schauen, dass viel Zeit für freies Spiel bleibt. Und Erzieherinnen, die ein offenes Ohr und Zeit für die Kinder haben.

Das finde ich, ist im übertragenen Sinn eigentlich unbezahlbar. Im realen Leben aber ist es vor allem mehr Wert, als das derzeitige Gehalt. Wir haben das Glück, das wir – in einer konfessionellen Kita – bisher von Streiks nicht betroffen waren. Und ich verstehe genervte Eltern, die nicht wissen, wie sie ihre Kinder in dieser Zeit versorgen sollen. Uns würde das auch vor organisatorische Probleme stellen.

Aber gerade deswegen müssen Erzieherinnen umd Erzieher jetzt streiken. Damit ihr Beruf Aufmerksamkeit und Wertschätzung erlangt, damit deutlich wird, wie wichtig diese Arbeit ist. Für die Kinder, die Eltern, die Gesellschaft.

Endlich Ferien! Endlich Alltag!

Es wurde echt Zeit. Das vergangene Jahr war anstrengend. Die ersten Monate der Neuorganisation, in denen wir alle uns auf den neuen Rhythmus, den nun der Schulalltag vorgibt, steckten uns in den Knochen. Und der Dezember mit all den besinnlichen Terminen vom Nikolaussingen über Weihnachtsfeiern in Büros, Kita und Schule kostete Kraft. Kurzum: Im Hause Rosa waren zu Beginn der Weihnachtsferien alle, wirklich alle, urlaubsreif.

Ruhe, viel Zeit mit- und füreinander, darauf habe ich mich echt gefreut. Aber jetzt ists auch gut. Hallo Alltag, schau doch mal wieder vorbei, ich würde mich riesig freuen, dich zu sehen.

Zum Beispiel, um mal wieder ganz in – ja, komme gleich, nein Playmobilpizza ist nicht zum Essen, spuck sie wieder aus – Ruhe einen Milchkaffee zu trinken.

Oder um entspannt zu – kann der Papa das nicht reparieren, Mist, jetzt ist der Stein in die Wanne gefallen, du musst deswegen nicht weinen, Lego trocknet wieder – duschen.

Vielleicht habe ich sogar mal wieder Zeit, einen Artikel in der – ja, du darfst die Bilder ausschneiden und dir eine eigene basteln. Nimm eine vom Altpapier, wo ist jetzt die von heute, nein, die wollte ich eigentlich noch kurz lesen durchblättern – Zeitung zu lesen.

Und dann, ja dann habe ich hoffentlich auch wieder Zeit und Muße, hier einen – wenn du dir einen Bruder wünscht, der dich nicht ärgert, sag es vielleicht lieber deinem Bruder, das Christkind kommt erst in knapp einem Jahr wieder. Bitte? Wo der Zauberstab ist, warum? Ich weiß nicht wie der Zauberspruch geht, damit Brüder einen nicht bewünschen – was wollte ich gleich nochmal? Ach ja, Zeit und Muße, um hier einen Blogbeitrag zu schreiben.

Aber es gibt Hoffnung. Morgen sind die Kitaferien vorbei, am Mittwoch die Schulferien. Dann gehe ich wieder die halbe Woche arbeiten. Wir bereiten den 7. Geburtstag des Großen vor. Und die Karnevalsvorbereitungen beginnen. Ganz normaler Alltag eben. Mit Ruhepausen. Und kurzen Momenten nur mit mir.