Living in a Box

4.30 Uhr. „Mama, kannst du mir mein Kuschelkissen geben?“ Nach fünf Minuten verschlafener Suche der leise Hinweis aus dem Hochbett: „Das habe ich eingepackt. In meinem Karton, ganz unten.“ Aaaaah. Glücklicherweise werden Mütter in Ausnahmesituationen als Ersatz-Kuschelkissen akzeptiert.
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Aber so ist das im Umzugsmodus. Das halbe Leben in Kartons, die andere Hälfte noch verstreut um einen herum. Ich habe jetzt einen vergessen geglaubten Ohrwurm: „We are living in a Box“. Wir packen ein, sortieren aus, entrümpeln, schmeißen weg (das bereitet mir am Umzug wahre Freude). Los lassen, weggeben. Das sollte man viel öfter machen. Und man findet.

Alte Liebesbriefe zum Beispiel. Aus Zeiten, bevor man sich per Handy „Brauchen noch Brot“ schickte. Alte Fotos – aus anderen Ländern, anderen Jahrzehnten. Und ich habe einen Brief von mir an mich wieder gefunden, gerade mal drei Jahre alt.

In der Mutter-Kind-Kur kam die Anregung von den Schwestern dort. „Schreiben Sie sich einen Brief, was wollen sie aus dieser Zeit mitnehmen, woran erinnert werden“, sagten sie. Den Brief lagerten sie zusammen mit vielen anderen und schickten ihn nach sechs Monaten ab.

Jetzt liegt er wieder hier. Und erinnert mich an vieles, was ich machen und beachten wollte. Manches funktioniert, manches ist wieder ein bisschen in Vergessenheit geraten oder im Alltag untergegangen. Ein Hinweis von mir an mich kam gerade zum Umzug passend:

„Ich muss nicht alles allein schaffen. Nimm angebotene Hilfe an und frag gegebenenfalls darum.“ Klingt leicht, ist aber alles andere als das für jemanden, der meint, immer alles alleine schaffen und regeln zu können.

Wir leben seit nun fast 11 Jahren in unserer Stadt, in die uns unsere Jobs damals brachten. Wir fühlen uns hier wohl, in unserem Viertel, zwischen Rhein und Siebengebirge. Zwischen „Dorf“ und gut erreichbarer Großstadt. Und wir haben hier mittlerweile eine Infrastruktur, die vieles erleichtert.

Bringst-du-hol ich, ist so ein Fall. Sich mit Eltern absprechen, sich gegenseitig den Alltag erleichtern. Gerade jetzt in unserer Umzugsphase wird mir wieder deutlich, wie wertvoll das ist. Und notwendig.

„Wenn ihr Hilfe braucht, sagt Bescheid. Wir holen die Kinder.“ Den Satz habe ich von meiner Schwester gehört, die mal eben 1,5 Stunden Hin-und Rückfahrt auf sich nimmt, um die Kinder zu beschäftigen, während wir packen, putzen, püngeln. Die Schwiegereltern legen Termine so, dass sie ebenfalls ‚mal eben‘ aus 80 Kilometer Entfernung vorbei kommen, um mit dem Großen zum Fußball oder dem Kleinen zum Sankt Martinszug zu gehen. Und aus Kita und Schule haben mich gleich mehrere angesprochen: „Ruf an, wir nehmen die Jungs. Wir sagen das nicht nur, wir meinen es auch so.“

Und was soll ich sagen… es tut überhaupt nicht weh. Im Gegenteil, es fühlt sich gut an, auf andere zurückgreifen zu können. Sich zu überwinden, anzurufen und zu fragen: Kann der Kleine zum Spielen kommen, während wir hier hämmern und schrauben? Zu wissen, dass man nicht auf die Uhr schauen muss, weil jemand anderes die Kinder beim Sport abholt. Und das jemand vor der Tür stehen wird, der beim Tragen der Kartons hilft.

Ich bin begeistert, wie viel Hilfe wir bekommen. Und sehr, sehr, sehr dankbar.

D A N K E !

Nach dem Umzug schreibe ich den nächsten Brief an mich. Zur Erinnerung an all‘ die Unterstützung. Daran, dass es ganz leicht ist, sie anzunehmen. Und daran, dass ich – wenn nicht unbedingt nötig – vorerst nicht mehr umziehen möchte 😉 .

In diesem Sinne: Schreibt mal wieder! Muss ja kein Brief sein, geht auch per Email.

P.S.: Gesendet aus einem Umzugskarton.

Blickwechsel – oder: Einmal kuscheln mit einem Ewok

Klein, grün und alles andere als kuschelig. Ich stehe im Spielzeugladen vor dem Plüsch-Yoda und denke dran, wie der Jüngste sich freuen würde. Und dass dieses Ding eigentlich häßlich ist, oder als Kuscheltier doch zumindest irgendwie gruselig.

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Und dann sehe ich ihn. Klein, braun und haarig. Mein 30 Jahre alter Traum, der wahr geworden ist. Ein Ewok zum Kuscheln. Die meisten fanden die kleinen Star-Wars-Bären damals ziemlich hässlich. Doch ich träumte von einem Ewok, als an Filmfiguren als Marketingartikel nicht mal zu denken war. Meine Freundin verliebte sich in Luke Skywalker, wie ganz viele andere Mädchen auch. Mir gefiel Han Solo besser, ich hatte aber kein Interesse an der Rolle von Prinzessin Leia. Ich wäre gern als Rebellin ins Ewok-Dorf gezogen, um es gegen das Böse zu verteidigen.

Ich steh also an der Kasse und bezahle das kleine, grüne Ding. Von dem der Jüngste träumt. Es ist überhaupt nicht häßlich. Oder gruselig. Für den Jüngsten ist Yoda weise, lieb und er verteidigt das Gute. Er ist liebenswert – und mit wem, wenn nicht mit ihm, sollte man kuscheliger und beschützter einschlafen?

Das gehört zu den schönsten Dingen, die mir die Jungs ermöglichen. Sich erinnern an den anderen Blick. Manchmal hilft es, in die Hocke zu gehen. Manchmal ist es das Stehen bleiben, weil noch eine Knallerbse am Busch hängt, die laut zertreten werden muss. Manchmal der Besuch eines Spielzeugladens.

Und dann erwische ich mich, wie ich ohne Kinderbegleitung plötzlich mit einem Marienkäfer spreche, der sich ins Büro verirrt hat und den ich mal kurz retten muss. Oder im Park durch einen Laubhaufen hüpfe. So sollte das doch eigentlich viel öfter sein.

Möge der Schlaf mit dir sein, großer Kleiner.

Das Wohnexperiment

Das letzte Mal. Gestern war es das letzte Mal, dass wir unsere Mietkatze mit ein bisschen Überzeugungskraft und viel Trickserei in ihren Katzenkorb lockten und zum Impfen zum Tierarzt brachten. Und es war das erste Mal, dass wir „das letzte Mal“ dachten. Die Zeit im Haus, dass seit 2,5 Jahren unser Zuhause ist, geht zu Ende. Und damit auch unser Wohnexperiment. Aber kommen wir erst Mal zum Anfang.

Als das zweite Kind auch immer größer wurde, war klar, zu viert wird es eng in der alten Wohnung. Hinzu kam eine von fünf Parteien des Hauses, die die Kinder einfach zu laut fand, die auf Kindergetobe am Wochenende vor 10 Uhr morgens mit anonymen Briefen reagierte. Da sich das auch auf unsere Stimmung auswirkte, wir nicht ständig nur „Psst“ sagen wollten, war klar: Wir brauchen langfristig eine andere Bleibe.

Die Wohnungssuche gestaltete sich … sagen wir beschwerlich. Wir wollten gerne in unserem Stadtteil bleiben, hatten uns hier gerade in den vergangenen Jahren eine Infrastruktur aufgebaut, die wir – ohne Familie in der Nähe – nicht mehr missen wollten. Aber die Miet- und erst Recht die Kaufpreise hier entwickeln sich in eine Richtung, dass wir doch in Betracht ziehen mussten ggf ins Umland zu ziehen. Und dann platzte dieses Angebot in unsere Suche: Ein Haus mit Garten, mitten in unserem Stadtteil, bezahlbar. Für drei Jahre, während die Vermieter ins Ausland gehen.

Mit befristeten Stellen hatte ich ja schon Erfahrungen. Und letztlich endete eine in einer unbefristeten Anstellung. Warum also nicht auch mal befristet wohnen? Wir entschieden uns für unser Wohnexperiment. 3 Jahre Zeit, um herauszufinden, was für uns richtig ist. Sind wir Stadtmenschen oder doch lieber Leben auf dem Land? Mietwohnung oder Häuschen im Grünen?

Was soll ich sagen: Das Experiment zeigte schnelle Ergebnisse. Wir wollen nicht weg aus der Stadt. Freunde, Schule, Kita, kurze Wege, ohne Auto klar kommen, der Rhein, die Rheinauen, das Siebengebirge, alles sprach für Stadt. Mal eben in ein Café gehen können, in ein Kino, ein Museum, Ärzte, Geschäfte, Vereine der Kinder fußläufig erreichbar. Wir sind einfach Stadtmenschen. Und deswegen hatte ich diesen Post für Ende des Jahres fest eingeplant, um fürs nächste Jahr auf Wohnungssuche in unserer Stadt zu gehen und euch zu aktivieren. Tadadada.

Doch dann war da dieser Nachbar. Nein, keine Beschwerden, keine Meckerei (obwohl er regelmäßig Bälle bei sich einsammeln muss). Nur die Frage, er wüsste da was, von wegen frei werdender Wohnung inklusive Rasen zum Fußball spielen, kenne die Vermieterin seit ewigen Zeiten etc. pp.
Und dann ging alles ganz schnell: Ja. Ja. Ja. Übereinstimmung auf allen Seiten, mit der Lösung: Vorzeitiger Abbruch. Experiment geglückt. Wir ziehen um, mit unbefristetem Vertrag, nur ein paar Häuser weiter. Oder wie die Jungs neulich ihren Freunden erklärten: Nur ein bisschen weiter hüpfen.

Das ging jetzt alles ein bisschen schnell. Aber nach einem Monat haben sich mein Magen und langsam auch mein Unterbewusstsein daran gewöhnt, dass sich alles ganz schnell weiter dreht. Natürlich mit ein paar Unbekannten. Aber alles zu wissen, alle vorhersehen können, wäre ja auch langweilig. Hier ist es gerade alles andere als das. Planen, organisieren, koordinieren, informieren, recherchieren. Todo-Listen abarbeiten. Letzte Male abhaken. Wie die Versorgung der Mietkatze, von der wir uns nun wieder trennen müssen, denn sie gehört eben zum Haus, also zur anderen Familie. Neues heißt halt auch Abschiednehmen. Aber das wird noch einmal ein anderes Kapitel.

Von Wunderkerzen und Plan B

Ich bin von Laden zu Laden gelaufen. Nein, Wunderkerzen gäbe es erst wieder zur Weihnachtszeit. Ich schaue auf Spekulatius und Marzipankartoffeln gleich neben der Kasse, aber die Verkäuferin zuckt nur die Achseln. „Bis Silvester sind’s heute noch 100 Tage.“

Prima, das wird mir auch nicht helfen. Es ist der Abend vor dem Tag X und leider habe ich in der Mittagspause vergessen, in der Innenstadt Alljahres-Wunderkerzen zu besorgen. Ich brauche einen Plan B. Sonst gibt es Tränen. Nicht vom ‚Geburtstagskind‘. Das würde wahrscheinlich einfach nur gerne ausschlafen, wenn alle aus dem Haus sind in Ruhe frühstücken und vielleicht nachmittags, wenn der Sprach- und Aufnahmemodus endlich auf „an“ steht, mit der Familie ein Stück Kuchen essen. Muss aber nicht sein.

Ja, Tränen, die könnte es von unserem großen Geburtstagsfan geben. Denn so ein Geburtstag ist für unseren Großen einfach etwas ganz Besonderes. Nicht nur der eigene. Manchmal sogar mehr noch der der anderen.

Über Wochen wird der Feier von Mama, Papa, Bruder entgegen gefiebert. „Was wünscht du dir?“ wird der kleine Bruder schon seit August gefragt. Geburtstag hat er im Oktober. Aber jetzt ist erst einmal Papa dran. Und zu einem Papa-Geburtstag gehört ein selbstgebackener Kuchen ( ja, es gibt da durchaus Unterscheidungen zwischen den Eltern. Diese haben nichts mit dem Maß an Zuneigung, sondern schlichtweg mit einer realistischen Einschätzung der Backkünste zu tun). Gut, der Kuchen ist also gebacken und verziert.

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Dann die Frage nach der Deko. Die darf auf keinen Fall fehlen. Genaue Vorstellungen hat der junge Mann außerdem. Es ist Ende September. In München wird die Wiesn gefeiert. Und da in der Smartiesdose schon keine blau-weißen Smarties waren, mit denen wir die bayrische Flagge als Kuchenverzierung machen konnten (Danke!), muss es also eine blau-weiße Tischdecke für den Papa sein. Und Teelichter mit dem Alter drauf. Und Luftschlangen. Raten Sie mal. In blau natürlich.

Der kleine Bruder ist mittlerweile angesteckt. Er ist zwar im Gegensatz zum Großen eher der Last-Minute-Planer (hab ich noch was Gebasteltes, was ich verschenken kann?), aber nicht weniger liebevoll um einen stilvollen Geburtstag bemüht. Er plant die Gesangseinlagen (Laudato si – im Kindergarten wird gerade Erntedank thematisiert) und die Einsprecher („Ich sage: Wir danken für die Früchte. Deinen Text überleg ich mir noch, Mama.“).

So weit, so gut. Und dann ist da der Plan, dem sich Eltern ergeben müssen. Egal wie gerne du ausschlafen möchtest; egal, wie früh es ist, damit der Große noch ein Stück Kuchen essen kann, bevor er in die Schule muss; egal, wie schräg der Gesang ist. Es gilt eine einfache Regel:

Wenn morgens um sechs zwei kleine Jungs mit einer Wunderkerze vor deinem Bett stehen und ‚Happy birthday to you, Marmelade im Schuh‘ singen, musst du strahlen, sie in den Arm nehmen und mit ihnen Kuchen essen.

Tja, und da wäre es wieder, mein Problem. „Mama, hast du Wunderkerzen besorgt?“

Heute machen wir das mal anders. „Ihr beiden seid unsere Wunder und deshalb haltet ihr eine Kerze in der Hand. Okay?“ Puh. Plan B ist akzeptiert. Dem Geburtstag steht nichts mehr im Wege. Außer vielleicht einem müden Geburtstagskind.

Ein frisches „Happy birthday“,
lieber Ehemann & Papa

Lebensversicherung

Wann genau hat das eigentlich angefangen? Würde mein 29-jähriges Ich, während es gerade in New York ankommt und seine Unterkunft sucht, mich jetzt sehen, es würde sagen: Das bin nicht ich. Das kann nicht sein.

Sicherheit, Geborgenheit, Zuhause, Infrastruktur, Menschen, auf die ich mich verlassen können muss. Dass sind die Worte, die mir derzeit durch den Kopf kreisen. Vor 10 Jahren noch waren es Abenteuerlust, Reisefreudigkeit, Ortswechsel, Spontanität, Flexibilität – alles, nur keine Langeweile.

Wann genau hat sich das gedreht?

Wenn ich ehrlich bin, glaube ich, unmittelbar nach der Geburt des Großen. „Die Geburt wird der schönste Moment deines Lebens, an dieses Glücksgefühl erinnere ich mich immer noch“, bekam ich von erfahrenen Müttern im Verwandtenkreis zu hören. Als dieser kleine Wurm mit seinen langen Fingernägeln und der süßen Stupsnase dann da war, habe ich ihn erstmal nur bestaunt. Und als der Gatte dann sagte, er gehe mal raus, gebe allen Bescheid, da war es das erste Mal da. „Komm schnell wieder“, hab ich gesagt. Aber gefühlt habe ich, worüber ich mir in meiner unbeschwerten Schwangerschaft in dieser Weise keine Gedanken gemacht hatte: Ich bin jetzt für dieses kleine Wesen verantwortlich. Für immer. Mein Kind. Ich will es beschützen, behüten, lieben, zu einem glücklichen Menschen heranwachsen lassen. Ich muss aufpassen. Da sein. Immer. Ich will das gut machen.

Schon vorher hab ich Verantwortung getragen. Im Beruf. In der Partnerschaft. Entscheidungen treffen, ja klar. Gerne auch schnell und in Stresssituationen. Und dann mummelt sich da so ein kleiner Mensch in die Armkuhle und ich stelle plötzlich alles in Frage.

Ich bin keine ängstliche Mutter. Ich lasse sie laufen, klettern, ausprobieren, ermutige sie. Mache notfalls die Augen zu und hoffe, dass alles gut geht. Bin aber da, wenn sie mich rufen oder brauchen. Und ja, ich glaube auch, ich mache meine Sache im Großen und Ganzen gut. So gut ich kann, mit meinen Fehlern eben.

Aber die Sache mit der Verantwortung ist schwerer, als ich dachte. Wenn es gilt Entscheidungen zu treffen, dann hab ich die Kinder im Blick. Was würde es für sie bedeuten? Aber, und das ist das eigentlich Nervige, ich habe Szenarien im Kopf, an die ich früher nie dachte. Was ist, wenn ich den Job verliere? Oder der Mann? Wenn einer von uns krank wird? Wird diese Entscheidung dann noch richtig sein? A oder B, welches ist der richtige Weg? Wenn ich den falschen nehme, was bedeutet das dann für uns? ‚Ob du wirklich richtig stehst, siehst du, wenn das Licht angeht‘, höre ich Michael Schanze in meinem Kopf rufen und warte auf Erleuchtung. Am liebsten nachts, im Dunkeln.

In meiner Umgebung gibt es im Moment Menschen, die ernsthaft erkrankt sind. Die ihren Job verloren haben. Die in einer Insolvenz stecken. Die alle wahnsinnig kämpfen, wofür ich sie zutiefst bewunder. Und ich? Mir geht es gut, Mann und Kindern geht es gut. Und das würde ich gerne einfach absichern. Das Leben versichern, quasi.

Dass das nicht geht, weiß ich selbst. Ich bin vielleicht älter, spießiger, sicherheitsbedürftiger geworden. Aber nicht weltfremd. Ich bin auch immer noch reisefreudig, abenteuerlustig, spontan und flexibel. Nur eben ein bisschen anders. Die Prioritäten haben sich verschoben. Reisen müssen nicht auf einen anderen Kontinent führen, eine Nachtwanderung mit den Jungs ist durchaus abenteuerlich. Spontanität und Flexibilität ergeben sich durch Kinder eh, wenn auch anders als früher.

Und wer macht jetzt mal das Licht an?

Dann ist da gottseidank der Gatte, der damals wirklich in den Kreißsaal zurückgekehrt ist, nachdem er allen Bescheid gesagt hatte. Der immer dann stark ist, wenn ich es nicht bin. Und umgekehrt. Da ergänzen wir uns sehr gut. Und der sagt dann einfach: Das wird schon, wir machen das schon. Wenn nicht so, dann anders.

Alles wird gut. So oder so. Nicht grübeln, machen.

Kinder dieser Erde

15 Minuten. So lange etwa dauert die Fahrt vom Baumarkt zur Kaserne. 15 Minuten, um als Siebenjähriger verstehen zu wollen, was da gerade in der Welt passiert. 15 Minuten, um als Mutter Antworten zu finden, was da gerade in der Welt passiert.

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Vorgeschichte: Die Flüchtlingsthematik treibt mich seit Monaten um. Dank meines Berufs habe ich verschiedenste Wege kennengelernt, wie geholfen wird. Wie jeder helfen kann. Ich habe mich über Save me informiert, kalkuliere gerade, wie viel Zeit ich für regelmäßige Hilfe einbringen kann, was ich kann, womit ich Menschen helfen könnte. Und dann verfolge ich Freitagabend über Twitter die ersten Berichte, was in Heidenau los ist. Berichtet wird sonst nirgendwo. Ich erinnere mich an Lichtenhagen, ich war damals 19 und habe es fassungslos vor dem Fernseher verfolgt. Ich denke an Solingen, nur einen Katzensprung vom Ort, in dem ich aufwuchs, entfernt. Und ich dachte wirklich, noch einmal würde so etwas nicht passieren. Und ich habe Angst. Dann lese ich Samstagmorgen die Nachricht von @medididi vom DRK in Bonn. Ob nicht jemand Sand für die Kinder in der Ermekeilkaserne spenden kann. Nichts Großes. Aber Hilfe. Nicht warten müssen, bis der Patenantrag bearbeitet ist, etwas tun. Jetzt. Der Mann und ich werfen den durchgeplanten Tagesablauf um, ich fahre zum Baumarkt.

Nein, wir fahren. Der Große hat unsere Gespräche (natürlich) mitbekommen. In unserer Tageszeitung liest er die Schlagzeile: „Flüchtlingskrise: Chaos an Mazedoniens Grenze“. Darunter das Foto, wie die Polizei dort Flüchtlinge zurückhält. Dazwischen zwei weinende Kinder. Er will mit zur Kaserne, trägt die Tüte mit dem schnell zusammen gesuchten Sandspielzeug. Er hat Fragen. Viele Fragen. 15 Minuten Autofahrt.

„Mit dem Krankenwagen habe ich immer sehr gerne gespielt. Und mit dem Clownförmchen konnte man immer lustige Figuren im Sand machen.“

Das stimmt. Aber wann habt ihr das letzte Mal damit gespielt? Und für die kleine Schaufel sind eure Hände schon viel zu groß.

„Sind da so kleine Kinder, zu denen die Schaufel passt?“

Es flüchten ganz viele Menschen. Erwachsene, Kinder, Familien, auch mit kleinen Babys oder Kindern, die auf der Flucht geboren werden.

„Die Kinder und Menschen in der Zeitung hatten gar keine Taschen dabei. Haben sie nichts mitgenommen?“

Dafür ist oft keine Zeit, eine Flucht muss schnell gehen. Sie können nichts mitnehmen, flüchten mit Booten, die schon zu klein sind für all die Menschen.

„Manche müssen auch schwimmen. Und ertrinken, oder?“

Ja, es ertrinken dabei auch Menschen.

„Warum flüchten sie, wenn der Weg so gefährlich ist?“

Weil es in ihrer Heimat noch gefährlicher ist.

„Ist dort Krieg, so einer von dem Opa erzählt hat, wo man in den Bunker muss?“

Ja, in einigen Ländern ist Krieg. In anderen herrscht Hungersnot. In manchen Ländern werden Menschen verfolgt, weil sie sagen, was sie denken. Weil ihre Kinder lernen wollen.

„Wie das Mädchen auf deinem Buch*?
Was ist denn daran schlimm, zu lernen. Das ist doch gut, wenn ich Sachen weiß.“

Ja, es ist gut. Du verstehst, wie Dinge funktionieren. Du glaubst nicht alles, was man dir sagt. Wenn ich sage 12+7 ist 10…

„Quatsch, das ist 19.“

Eben. Ich kann dir da nichts vormachen oder sagen, mein Ergebnis ist richtig. Menschen, die selber denken, machen nicht nur das, was andere sagen. Sie fragen auch, ob es richtig ist, was der andere von ihnen will. Und wenn jemand über andere Menschen herrschen will, dann passt ihm das nicht, deswegen will er es verhindern.

„Ich habe gehört, dass in einem Land jemand erschossen wurde, weil er schwarz ist.“

Ja, es gibt auch Menschen, die andere nicht mögen oder verfolgen wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion. Oft wissen sie gar nichts über sie, haben einfach Angst vor dem, was sie nicht kennen.

„Hab ich auch manchmal. Aber bei Menschen kann ich dann ja einfach mit ihnen reden. Und sie kennenlernen. Auch mit den Händen, wie in Holland.“

Ja, man muss einfach aufeinander zugehen.

„Mama, wenn ich flüchten müsste, ich hätte so Angst.“

Ich auch mein Schatz, unglaubliche Angst.

„Warum fliegen sie nicht einfach hierher?“

Das dürfen sie nicht. Sie haben dort gar keine Möglichkeit, sich ein Ticket zu kaufen und einfach ins Flugzeug zu steigen.

„Mama, hier ist auch nicht alles sicher. Es gibt ja auch Einbrüche.“

Ja, aber das ist schon was ganz anderes. Hier wird nicht täglich unser Leben bedroht. Wir haben Arbeit, eine Wohnung, du kannst zur Schule gehen, draußen spielen, dich mit Freunden treffen. Und es gibt Hilfe, Polizei, die aufpasst und dafür da ist, zu helfen.

Wir sind vor der Kaserne angekommen.

„Es sieht ein bisschen unheimlich aus. Warum kann man nicht einfach rein, warum ist ein Gittertor vor der Tür? Muss man sie hier auch beschützen?“

Es war ja mal eine Kaserne, in der Soldaten lebten. Da durfte nicht jeder einfach rein. Und jetzt leben hier so viele Menschen, da muss man schauen, wer hier hereinkommt. Und es kann natürlich auch ein Schutz für sie sein.

„Ist hier genug Platz für alle?“

Die Kaserne stand leer, da ist schon viel Platz. Aber sie wohnen natürlich alle eng beieinander. Eine Familie in einem Zimmer, zum Beispiel.

„Eine ganze Familie in einem einzigen Zimmer? Wie groß sind die denn?“

Vielleicht so groß wie dein Zimmer, vielleicht ein bisschen größer, genau weiß ich es nicht.

Wir laden die Sandsäcke aus, geben das Spielzeug und Fahrradhelme ab, fragen, was noch gebraucht wird. Dann fahren wir wieder.

„Mama, wir haben schon sehr Glück, dass hier kein Krieg ist.“

Ja, sehr großes Glück.

„In Religion haben wir über Menschen auf der ganzen Welt gesprochen. Das alle anders aussehen, eine andere Religion haben, aber das das egal ist. Jeder sollte sich vorstellen, er sei ein anderes Kind. Ich war Kiko aus Afrika, der gerne Tieren hilft. Und gesungen haben wir auch. Ein schönes Lied.“

Und dann fängt mein Großer im Auto an zu singen:

„Wir sind alle Kinder dieser Erde.“

Ja, genau das.

Save me ist eine Kampagne unterstützt von proasyl. Auf deren Homepage Save me kann man die Orte finden, in denen es engagierte Gruppen gibt. In jeder Stadt gibt es zudem Übersichten zu Flüchtlingsinitiativen und Hilfsstellen. Außerdem sind -wie in unserem Fall in Bonn- das DRK, aber auch Caritas und Diakonie Anlaufstellen. Einfach fragen, was gebraucht wird. Unter #bloggerfuerfluechtlinge findet man im Netz die verschiedensten Möglichkeiten, zu helfen oder zu spenden.

Danken möchte ich an dieser Stelle einmal allen Helfern, für die tolle Arbeit, die sie leisten – hier und heute als ein Beispiel für sie alle – den DRKlern in Bonn!

*Das Buch auf meinem Nachttisch ist ‚Ich bin Malala‘.

Zur Wiedervorlage

Eine Woche. So lang sind wir schon wieder zuhause. Und es fühlt sich viel länger an, viel weiter weg. Denn die eine Woche war vollgepfropft. Lange Arbeitswoche mit Wochenenddienst, was wiederum immer besonders anhängliche Kinder in den freien Minuten bedeutet. Kindergarten und Schule haben wieder angefangen, neue Eindrücke, die erstmal verdaut werden müssen. Und nach sieben Tagen dann alle total müde und gereizt. Alltag eben.

Gerade eine Woche ist es her, dass wir die Koffer packten, uns von der Nordsee verabschiedeten. Langeoog, „unsere Insel“, ist mein Symbol für Urlaub, fürs runter kommen. Wenn wir von der Fähre steigen, die Bimmelbahn betreten, fängt der Urlaub an. Allein die Autofreiheit bewirkt bei mir schon Entspannung, wenn es manchmal auch 2 bis 3 Tage dauert es, bis der Wind den Kopf richtig frei geweht hat. Und dann kommt man nach Hause und tritt eins, zwei, drei gleich wieder in der Tretmühle rein. Ich will das nicht. Das hatte ich mir am letzten Urlaubstag fest vorgenommen. Ich möchte meine kleinen Inseln für zuhause, Runterkommen to go quasi.

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Gut, wir haben in sämtlichen Hosentaschen viel Sand mitgenommen, aber für einen eigenen Strand wird es nicht reichen. Keiner der kandidierenden Oberbürgermeister wird die Stadt zur autofreien Zone machen. Und die Badewanne ist kein Nordsee-Ersatz. Aber es muss doch irgendwie gehen. Im Kleinen.

Die Jungs haben es mir am Wochenende vorgemacht. Sie haben den Strand und das Meer mit Lego nachgebaut. Abends wollten sie statt einer Gute-Nacht-Geschichte Kapitel aus dem Strandfunde-Buch vorgelesen bekommen. Nochmal sehen, was wir da so alles entdeckt hatten. „So eine Herzmuschel habe ich gesehen, als sie sich im Watt eingrub.“ „So ein Krebsskelett hab ich gefunden.“
Erinnern fühlt sich halt schön an, im Bauch, im Kopf, im Herz.

Das will ich auch. Wenn aus der frisch gewaschenen Wäsche immer noch ein bisschen Sand rieselt, dran denken, wie er sich beim Spazierengehen am Strand anfühlte. Wenn ich am Rhein unterwegs bin, einfach mal dem Rauschen der Wellen zuhören und denken, es sei die Nordsee, oder wie das Salzwasser auf den Lippen schmeckte. Ich werde eine Ecke für Muscheln und Strandgut schaffen. Fotos entwickeln lassen, alleine und mit den Jungs die Bilder anschauen. Das Lied, das bei der großen Gute-Nacht-Geschichten-Runde im Urlaub von Eltern und Kindern gesungen wurde, wollen wir hin und wieder auch abends singen, ich suche gleich mal den Text raus. Und an regnerischen Tagen wird Ostfriesentee getrunken.

Einfach immer mal wieder anhalten, kurz durchatmen. Alles andere ein bisschen liegen lassen. Das kann doch nicht so schwer sein. Klingt zumindest ganz einfach.

Und für alle Fälle lege ich mir diesen Text mal auf den Schreibtisch, hänge ihn an den Kühlschrank, klebe ihn auf den Staubsauger. Zur Wiedervorlage.

Sweet 16, musikalisch

Es gibt für mich eigentlich nichts, dass mich so sehr in Zeiten, Momente und Gefühle zurückversetzen kann, wie Musik. Ich höre einen Song und denke an den Moment, in dem ich mich für einen wichtigen Menschen und gegen mein Lieblingslied auf der Tanzfläche im Zakk entschieden habe. Oder ich sitze plötzlich wieder im Bus zwischen Cork und Dingle und summe gegen den Warnton der defekten Tür an. Sowas macht Musik mit mir.

Deshalb hat mir die Blogparade #MixtapeMit16, angeregt bei Twitter von @marco, gleich mehrere Ohrwürmer beschert. Und die schreibe ich jetzt auf. Lieder, die ich mit 16 gehört habe. Also 1989/1990. Eine Kassette mit zwei Seiten voll. Ich stelle sie so zusammen, wie ich das früher getan habe. Also ohne genaue Zeitangabe, pi mal Daumen. So hörte sich das damals bei mir auch oft an.

A-Seite

1. Sinead O’Connor
Nothing compares 2 u

Für die beginnende Irland-Sehnsucht. Und weil ich die Frau so toll fand.

2. Cure
Lullaby

Nie ohne Kajal aus dem Haus.

3. Depeche Mode
Personal Jesus

Unangefochtenes Lieblingslied von DM.

4. Neneh Cherry
Manchild

Im Schweden-Urlaub mit damals bester Freundin rauf und runter gehört. Zur Verzweiflung ihrer Verwandtschaft.

5. Sisters of Mercy
Lucretia, my reflection

Ex-Freund hatte mir Temple of Love vorgespielt. Seitdem große Liebe. Nicht zum Mann. Lieblingslied aber bleibt: Marian.

6. Simple Minds
Belfast Child

Verweise auf 1.

7. REM
It’s the end of the world as we know it

Musste sein. REM erklang sogar Jahre später im Kreißsaal. Ähm.

8. Die Toten Hosen
Hier kommt Alex

Ich komme aus Düsseldorf. Mehr muss ich dazu nicht sagen.

9. Westernhagen
Freiheit

Noch ein Düsseldorfer. Durch Bruder schon seit Pfefferminz-Zeiten gehört.

10. Madonna
Like a prayer

Kam ich nicht drumherum.

B-Seite

1. Bangles
Eternal Flame

Ein bisschen Schnulz muss sein.

2. Fine Young Cannibals
She drives me crazy

Manche Dinge kann man 25 Jahre später nicht mehr erklären.

3. Cindy Lauper
I drove all night

Die Stimme. She’s so unusual.

4. Depeche Mode
Enjoy the silence

Der Klassiker eben.

5. Allanah Myles
Black Velvet

Unerklärbares Faible für manche Frauenstimmen. Alles, nur nicht hoch.

6. Extrabreit
Flieger, grüß mir die Sonne

Ein Gröl-Party-Lied muss sein. Wenn auch nur der Remix.

7.Billy Joel
Leningrad

Kalter Krieg musikalisch.

8. INXS
Suicide Blonde

Australien, ey.

Und dann musste ich spulen, um die A-Seite wieder von vorne zu hören.

Mehr #MixtapeMit16 gibt es u.a. hier luschenelf, hier Sammy sagt, hier Stadtneurotiker und hier El Loko.

42

Jetzt ist sie da, in meinem Leben angekommen, die Antwort auf die ultimative Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. Zumindest, wenn es nach Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis “ geht.

42

Fühlt sich nicht anders an. Nicht weiser, reifer, wissender. Nicht mal wirklich älter. Alles wie immer. 42, einfach eine Zahl. Aber, momentmal, irgendwas war da noch mit 42.

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Meine Mutter war 42 Jahre alt, als sie mich bekam. Unerwartetes Nesthäkchen nach drei schon recht großen Kindern. Oder, wie sie es meinen Freunden an meinem 18 erzählte.: „Dann sagte mir der Arzt, ich sei schwanger. Ich bekam…einen Schock.“
(Meinen liebevoll verwendeten Spitznamen in den Wochen darauf mag sich jeder denken. 😉 )

Noch ein Kind, mit 42. Ein gravierender Einschnitt. Meine Mutter hat sich in der Schwangerschaft viele Sorgen gemacht: Geht alles gut, wie alt werde ich sein, wenn es in die Schule kommt, seinen Schulabschluss macht, vielleicht heiratet…

Vor 42 Jahren galt eine schwangere Frau mit 42 eben als alt, sehr alt. So alt, dass im Krankenhaus die Visite mit dem Lehrpersonal zur frischgebackenen Mutter ins Zimmer kam, um aus medizinischer Sicht die „alte Mutter“ zu bewundern.

Mir kam meine Mutter, kamen meine Eltern generell, übrigens nie alt vor, das wurde wenn immer nur von außen an mich herangetragen. Wie bei der Einschulung, als jeder sagen sollte, mit wem er da sei und wie alt die Person sei. Ich weiß noch genau, dass das Mädchen vor mir unter anderem in Begleitung ihrer Oma da war. Die genauso alt war wie meine Mutter. Oma und meine Mutter, dass ging mir gegen den Strich. „Meine Mutter ist sehr jung“, soll ich unerwartet bestimmt gesagt haben.

Überhaupt sagt meine Mutter heute, ich hätte sie jung gehalten. Das Beste, was ihr passieren konnte, ein Kind, dass sie nochmal auf Trab hielt. Ein Jahr nach meiner Geburt haben sich meine Eltern zudem selbstständig gemacht. Erst ein, später zwei Geschäfte mit Baby bzw. Kleinkind am Rockzipfel und drei größeren Kindern, die dann eben auch mit aufpassen mussten.

42 ist heute gesellschaftlich betrachtet nicht mehr „alt“, werdende Mütter in dem Alter gibt es öfter. Ich könnte es mir derzeit nur schwer vorstellen, noch einmal von vorn zu beginnen, mit einem dritten Kind. Fühle mich komplett, so wie es ist. Genieße, die beiden Jungs wachsen zu sehen, auch ihre zunehmende Selbstständigkeit.

Aber eines macht mir diese neue Zahl bewusst. 42 ist eben nur eine Zahl wie viele andere, nicht jung oder alt, sondern das, was man draus macht. Das Leben dreht sich immer weiter. Es hält stets Veränderungen, neue Wege und Überraschungen parat. Wunderschöne, traurige, nervige, herzerwärmende Momente. Wer weiß schon, wohin der Weg führt. Einfach gehen. Mal abbiegen, in eine Sackgasse rennen, wieder zurück zur Kreuzung, andere Strecke ausprobieren. Jeden Tag. Und dabei zwischendurch nicht vergessen zu lächeln oder besser noch – zu lachen.

Douglas Adams hat übrigens in einem Interview mal gesagt, er habe die 42 als Antwort genommen, weil sie ihm gerade eingefallen sei. Später hätte er vielleicht eher die 36 genommen. Aber vielleicht ist die Antwort auch 24 oder 63 oder 84. Eigentlich egal. Eigentlich sollte man doch einfach nur das Leben genießen. Jeden Tag ein bisschen.

Minga, Oida

Geschafft. Jetzt hat mich der Mann nach 19 Jahren doch tatsächlich mal mitgenommen nach München. Und die Kinder gleich dazu. Drei Tage, um lange gepflegte Ressentiments zu überprüfen.
Was soll ich sagen? Zwei total glückliche Kinder, ein stolzer Papa. Und mir hat es auch noch gefallen.

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Als erstes ist mir aufgefallen, wie sauber die Stadt ist. Ha, wusste ichs doch. (Vielleicht aber ist vor allem Köln einfach nur so dreckig?) Aber München ist eben auch schön.  Badende an der Isar. Bier unter Kastanienbäumen (Kastanien, ey mein Herz). Und ja, das Stadion ist wirklich beeindruckend, von außen. Und so 68 000 Leute, die einer Mannschaft zujubeln, das hat schon was. Auch, wenn es weiterhin die falsche ist ;).

Und nie würde ich auf die Idee kommen, den Viktualienmarkt mit dem Karlsplatz in Düsseldorf zu vergleichen. Aber die Pferdemetzgerei rief doch Assoziationen wach. Und dann wehten auf dem Marienplatz noch Regenbogenfahnen. Ein bisschen wie Köln. Ich muss zugeben: Man kann sich dort wohlfühlen.

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Vor allem aber: Die Menschen waren so nett. Und herzlich. Nix mit Ressentiments. Alle kaputt. Es war einfach schön. Einziges Manko: Es liegt so weit weg. Aber: Ich habe weder Weißwürstl, noch Obazda noch Wurstsalat gegessen. Ich muss also wohl nochmal hin. Neben den vielen anderen guten Gründen, die mir dafür auch noch einfallen.

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Jedes Familienmitglied fand übrigens etwas anderes toll. Und daher soll jeder selbst zu Wort kommen (und im Bild zeigen, was ihm gefiel. Deshalb auch das gemalte Werk vom Großen).

Rosa: Biergärten unter Kastanien, dazu das selber Mitbringen können von Kartoffelsalat & Co. Die Erinnerungs-Kieselsteine aus den Schuhen haben die Kinder aber doch in der Jugendherberge zurückgelassen.
Außerdem: Den stolzen Papa und die beiden aufgeregten Jungs vorm Stadion. Und die Erkenntnis, dass die Kinder jetzt so groß sind, dass auch Städtetrips allen zusammen schon Spaß machen können. Hauptsache, man fährt zwischendurch mal Rolltreppe (s.u.).

Paule: Münchner Freunde treffen zu können und meiner Familie diese tollen Eindrücke geschenkt zu haben.

Großer: Alles. Das Stadion. Die Seifenblasen-Experimente im Kindermuseum. Der FCB-Mannschaftsbus auf der Straße. So viele Menschen im Trikot.

Kleiner: Rolltreppen- und U-Bahn fahren. Und [nach kurzem Abstecher nach Oberhaching, Anm. der Redaktion] können wir ein Baumhaus haben?

Also: heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder, keine Frage!