Welcome

Sie war etwa 10, 11 oder 12 Jahre alt. Die Bombenangriffe auf die Gegend, in der sie lebte, nahmen zu. Ständig musste sie die Schulen wechseln, immer wieder wurden diese geschlossen. Zu gefährlich, um zu unterrichten. Ihr Vater hatte Angst um sie und ihre Geschwister. Und schickte seine Jüngste mit der sechs Jahre älteren Schwester allein auf die Reise. Vom Raum Jülich zu Freunden in Richtung Düsseldorf. Tagelang waren die beiden Mädchen unterwegs, wurden immer mal wieder von irgendwem mitgenommen. Mussten in Straßengräben Schutz suchen.

Als meine Mutter mir das erste Mal von diesen Erinnerungen erzählte, war ich in etwa so alt wie sie damals. Und fand es unvorstellbar. Ich kenne die Strecke von klein an. Mit dem Auto braucht man nicht mal eine Stunde. Aber zu Fuß? Als Kind? Mit nur einer ungefähren Vorstellung, wo das Ziel liegen soll? Bei fremden Menschen um Hilfe und Unterstützung bittend?

Es ist etwas mehr als 70 Jahre her, dass mein Opa seine beiden Töchter los schickte. In Richtung Sicherheit. Weg von den Bomben. In Frieden leben zu können, ist ein besonderes Glück. Das haben meine Eltern mir immer wieder deutlich gemacht mit ihren Erinnerungen.

Jetzt bin ich 30 Jahre älter, sitze in einem Interview, und höre Geschichten von Kindern, die flüchten müssen. Deren Eltern ihr ganzes Geld zusammenrafften, um Schlepper dafür zu bezahlen, dass sie ihre Kinder in Sicherheit bringen. Von einem Bruder, der auf dem überladenen Schiff zusehen muss, wie diese Schlepper wahllos nach Menschen greifen und sie über Bord werfen, um „Ballast“ los zu werden. Der zusehen muss, wie sie seine kleine Schwester packen und über Bord werfen.

Ich erfahre von Kindern, die ansehen mussten, wie ihre Lehrer umgebracht, ihre Schulen abgebrannt wurden. Von Jungen und Mädchen, die hier in einem Schwebezustand leben, allerhöchstens geduldet sind, jederzeit mit einer Rücksendung rechnend. Die nicht weit von hier im Kosovo in Höhlen hausten, nicht wussten, wovon sie leben sollten. Von Roma, die dort die Schule nicht besuchen durften, weil sie Roma sind.

Immer mehr Flüchtlinge sind „UmF“s. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Von ihren Eltern losgeschickt, nicht um in ihrem eigenen Land, dessen Sprache sie verstehen, Schutz zu suchen. Sondern tausende Kilometer entfernt. Fern von ihrer Heimat, von ihren Eltern. In einem Land, dessen Sprache sie nicht verstehen, dessen Kultur, Essen, Mentalität ihnen fremd ist. Auf sich gestellt, auf Hilfe angewiesen. Bei Null beginnend. Schon für die Erwachsenen, die hier ankommen, finde ich das eine unglaubliche, allein nicht zu bewältigende Aufgabe. Erst recht für Kinder.

Und dann lese ich von brennenden Flüchtlingsheimen. Von Menschen, die rechte Parolen schreien, öffentlich schlimmste Taten androhen. Wieder. Ich höre auch Sätze wie „Ja, die Kriegsverfolgten, okay. Aber im Kosovo ist doch kein Krieg“. Das Wort vom „Wirtschaftsflüchtling“.

Ich mag mir nicht anmaßen, die Gründe, eine Heimat zu verlassen, alles aufzugeben, zu bewerten. Ich hasse diese Unterteilung in ‚gute‘, berechtigte Fluchtgründe und ’schlechte‘, also ‚wirtschaftliche‘.

Ich weiß nur: Das Wichtigste für mich ist, dass meine Kinder glücklich sind. Ich möchte, dass sie in Frieden und Freiheit aufwachsen können. Sie sollen die Möglichkeiten haben, zu lernen und sich zu entwickeln. Ich möchte nicht, dass sie jemals Hunger leiden müssen. Wegen Herkunft, Religion, Geschlecht oder Sexualität ausgegrenzt oder verfolgt werden. Oder keine medizinische Versorgung erhalten können.

@arstedo hat es in seinem Beitrag „Wenn ich Grieche wär‘ „ kürzlich getroffen mit dem Satz: „Ich profitiere davon, in einem reichen Land in ein gut situiertes Elternhaus hinein geboren worden zu sein.“ Genau das. Wir haben Glück, hier zu leben, Privilegien wie Bildung, Versorgung zu haben.

Ich würde alles tun, damit es meinen Kindern gut geht. Wie könnte ich das einem anderen Menschen absprechen?

Und deswegen muss man den rassistischen Parolen entgegen treten. Für Menschen, die Schutz suchen. Aber auch für uns und unsere Kinder. Und ein friedliches Miteinander.

Deshalb.
Refugees welcome

Praktika gesucht

Wie hast du dich auf das Familienleben vorbereitet? Äh, die Frage machte mich kürzlich stutzig. Ich habe mich nicht vorbereitet. Es ist über mich hereingebrochen. Mit vielen vorher unvorstellbaren Nuancen. Aber vielleicht hätte mir jemand sagen können, dass es gut wäre, einige Praktika zu machen. In verschiedenen Berufszweigen. Also, wenn ich was empfehlen sollte, dann diese:

1. Wrestling

Ein Tag würde reichen. Aber probiert es wenigstens. Nur ein Schnupperkurs. Versucht ein Gefühl dafür zu bekommen, einen Sturz auf euch abfangen zu können. Einer Kopfnuss elegant auszuweichen, einen Tritt in die Magengrube auszuhalten. Mit Kindern nennt sich das später Kuscheln und Knuddeln.

2.Ringrichter/in

Wenn ihr dann schon mal in so einem Boxring, einer Wrestlingarena seid, holt euch Tipps von einem Ringrichter/ einer Ringrichterin. Beobachtet, wie sie die scheinbar wildgewordenen Wesen auseinanderbekommen, in welcher Tonart sie mit ihnen sprechen. Spätestens wenn ihr zwei Kinder habt und das eine den Legoturm des anderen zerdeppert, werdet ihr dieses Wissen brauchen.

3. Kundenservice

Sucht euch ein Unternehmen, auf das jeder schimpft, mit dem jeder schon mal schlechte Erfahrungen gemacht hat. Dann setzt euch eine Stunde in dessen Kundenservice/ in die dortige Beschwerdestelle. Wenn ihr das Gefühl habt, euch klingeln die Ohren, weil alle gleichzeitig sprechen und ihr an euch halten müsst, um dem nächsten Kunden nicht ein „Machen sie ihren Kram doch alleine“ an den Kopf zu werfen und trotzdem einfach nur atmet, seid ihr auf ein wesentliches Element des Familiendaseins vorbereitet.

4. Im medizinischen Bereich

Sich hier vorab einmal umzuschauen hilft, damit man beim Kinderarzt nicht allzu blöd drein schaut, wenn man mit kuriosen Diagnosen konfrontiert wird. So lassen sich Dialoge wie „Hand-, Fuß-, Mundkrankheit – ist das sowas wie Maul-und-Klauenseuche?“ vermeiden. Bei Hüftschnupfen stellt man sich dann vielleicht nicht erschrocken ein niesendes Skelett vor. Und wenn Ärzte im Krankenhaus Wetten abschließen, ob wirklich eine kleine Weintraube in der Speiseröhre des Kindes stecken bleiben und wie diese per Endoskop in den Magen geschubst werden kann, nimmt man das vielleicht mit Humor. Zumindest hat man den mancher Mediziner dann schon mal kennengelernt.

5. Raubtierdompteur/in

Gibt es noch einen Zirkus mit Raubtieren? Eigentlich nicht mein Ding. Aber wenn es jemand schafft, einen Löwen durch einen brennenden Reifen springen zu lassen, dann kann er einem vielleicht auch beibringen, wie man einem Kind Augentropfen verabreicht, Fußnägel schneidet oder Sonnenmilch aufträgt.

6. Trickspieler/in

Ihr trefft einen Hütchenspieler in der Fußgängerzone oder einen Zauberer auf einem Fest? Macht ein Praktikum. „Ich will aber nicht das Glas, in dem weniger drin ist, die kürzere Salzstange, das Stück Käse ohne Löcher.“ Lernt, ruckzuck hinter eurem Rücken und vor den Augen der Kinder einen Schluck abzutrinken, Salzstangen zu justieren und abgezählte Löcher in den Gouda zu pieksen.

7. Verkäufer/in

Geschickte Verkaufsprofis überzeugen ihren Kunden von jedem Produkt. Eignet euch diese Taktik an. Aus „dieses Kleid unterstreicht ihre schlanke Silhouette, wenn man von der Seite schaut“ wird dann eben „Du wolltest kein geschnittenes Brot. Ach, ich dachte es passt so gut zu dir, weil es so viele Stücke sind, wie du alt bist“. Bingo, gekauft, äh, gegessen.

8. Management

Auch hier ist wieder die Wahl des Unternehmens wichtig. Entscheidet euch für eines mit knallhartem Management. Und dann beobachtet, wie die Führungsriege Wünsche abschlägt. Konsequent „Nein“ sagt. Es wird euch nicht unbedingt helfen, wenn das Kind mit großen Kulleraugen vor euch steht und unbedingt fünf Bällchen Schokoeis haben will, oder es in den Sitzstreik tritt, weil es den Ball an der Kasse nicht bekommt. Aber ihr wisst dann schon mal, wie es sich anfühlt, trotzdem „Nein“ zu sagen.

9. Sekretariat

Termine koordinieren, Auslandsreisen strukturieren, improvisieren wenn spontan Geschäftstermine anberaumt werden. Eine bessere Schulung gibt es nicht dafür, einen Haushalt samt den Terminen zweier Berufstätiger, eines Schul- und eines Kitakindes zu organisieren und abzugleichen.

10. Lachyoga

Der, noch nicht lachen, Lachverband, also der Bundesverband für Lachyoga und Humortraining, bildet Lachtrainer aus und bietet Praktika an. Grundloses, erleichterndes Lachen erlernen ist die wichtigste Voraussetzung fürs Elterndasein. Du wachst morgens mit einem kleinem Fuß im Ohr auf, das Schokobrot landet natürlich mit Schokoseite auf dem Boden, du bemerkst erst im Büro, dass der Marmeladenkuss die weiße Bluse traf – lach dich weg. Professionelles Grundwissen kann nicht schaden und schon lacht die ganze Familie. Okay, andere halten euch vielleicht für verrückt. Aber hallo, ihr seid eine Familie, die sind so.

Habt ihr weitere Ideen? Freue mich über jeden Fortbildungsvorschlag.

Treppengespräch

So, heute ist es soweit. Das erste Zeugnis. Eine Viertelstunde bevor er los muss, steht der Große startklar mit Ranzen an der Tür. Gestern abend klang es noch freudig erregt, als er singend in der Wanne saß: „Morgen kriege ich mein Zeugnis!“

Heute morgen klingt das schon ganz anders. Was wird da wohl drauf stehen? „Ich bin kein guter Schüler, Mama.“ Mathe fliegt im quasi zu, er rechnet bis 100, ich hatte in dem Alter Schwierigkeiten bei Aufgaben bis 20. Er versucht sich schon in Multiplikation, weil „Plus und Minus ja für Babys sind“. Lesen klappt mittlerweile richtig gut, viel wichtiger aber: Es macht ihm Spaß, er liest, was ihm vor die Nase kommt.

„Aber ich mache immer noch mal Fehler.“ Super, er hat meinen Perfektionismus geerbt, von dem ich mich in langwieriger, mühsamer Arbeit über Jahrzehnte getrennt habe. „Da steht auch drin, wenn ich mal nicht aufgepasst habe.“ Nunja. Und er kennt einen Jungen in der dritten Klasse, der das Schuljahr wiederholen musste. Und schließlich dann die eigentliche Frage, die ihn an diesem Morgen umtreibt: „Seid ihr böse, wenn da was Schlechtes drin steht?“

Vergangene Woche landete auf meinem Schreibtisch im Büro noch die alljährlich wiederkehrende Meldung: Die Städte richten vor den Sommerferien wieder Zeugnistelefone ein. Ich habe mich ernsthaft gefragt, wie viele Kinder diesen Beistand dringend brauchen. Und warum das immer noch so ist.

Wir hatten in diesem ersten Schuljahr zwei Elternsprechtage, bei denen uns die Lehrerin erklärt hat, wo Stärken und mögliche Schwächen liegen. Es gibt Bögen, in denen sich die Kinder selbst einschätzen sollen. Die Lehrerin spricht mit ihnen über die Selbstwahrnehmung und wie sie es sieht. Die Eltern bekommen immer mal wieder Aufgaben mit Leistungseinschätzungen vorgelegt. Eine Grundvoraussetzung für das Elterndasein ist doch, sich für das Kind zu interessieren. Da kommt doch ein Zeugnis nicht überraschend.

Bei uns waren Zeugnisse bisher kein Thema. Bis einschließlich der 3. Klasse gibt es keine Ziffernoten, sondern „Leistungsbeschreibungen“, zwischen ’sicher‘ und ‚Übungsbedarf‘. Also ähnlich wie bei mir früher, als in kurzen Sätzen Leistungen eingeschätzt wurden. Ich war in der Grundschule eine gute Schülerin, lediglich Mathe gehörte nie zu meinen Stärken. Und dennoch kenne ich das flaue Gefühl, dass der Große heute hat. Was, wenn da was anderes steht als erwartet? Wie reagieren Mama und Papa?

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Meine Eltern haben Zeugnisse immer sehr gelassen gesehen. Auch der blaue Brief in der neunten Klasse wurde ein wenig verwundert, aber nicht schimpfend in Empfang genommen. Die Prämisse war immer: Du lernst für dich, du musst für dich was draus machen. Und: Kannst/verstehst du es nicht oder hast du keine Lust, ist es dir zu blöd?

Und so saßen der Große und ich heute morgen noch eine Viertelstunde zusammen auf der Treppe. Ich habe ihm erklärt, dass so ein Zeugnis einem eigentlich nur helfen soll, zu sehen, was man gut kann und was man vielleicht noch üben sollte. Und dass auf keinen Fall jemand mit ihm böse oder gar sauer auf ihn wäre, wenn er etwas noch nicht so gut kann. Dass wir stolz sind auf das, was er alles schon kann. Und dass wir auch oft Fehler gemacht haben, heute noch machen. Besonders gut gefiel ihm natürlich, dass mir das Rechnen „bis 20“ damals schwer fiel.

Zu sehen, wie die Kinder sich mit den gleichen Fragestellungen und Eigenschaften das Leben schwer machen, quasi in einen Spiegel zurückzuschauen, ohne etwas ändern, es ihnen abnehmen zu können, es sie selber erfahren zu lassen, sie die gleichen Fehler machen zu lassen – das ist für mich, glaube ich, mit das Schwerste an diesem Erziehungsdings. Und manchmal hilft es, so ein altes Papier wieder hervorzukramen. Dann weiß man wieder, wie sich die Freude, aber vor allem auch das flaue Grummeln im Magen anfühlte.

12von12 im Juni

12. Juni, Zeit für 12von12 nach der Idee von Caro von Draußen nur Kännchen. Dort könnt ihr auch sehen, wer sonst noch mitgemacht hat.

Um 6 Uhr wach, 30 Minuten bevor der Wecker klingelt. Aus dem ruhigen Kaffee wurde aber nix. Denn der Große hat mitgekriegt, dass ich aufgestanden bin und leistet mir in der Küche unterhaltsam Gesellschaft.

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Es geht ein bisschen hektisch weiter. Wir haben in der Früh das Kita-Entwicklungsgespräch für den Kleinen. Frühstück und Kaffee wird verschoben und vier Stunden nach dem Aufstehen auf der Terrasse genossen.

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Da wir morgens festgestellt haben, dass der Große seinen Sommerklamotten entwachsen ist, kurzer Abstecher in die Stadt, von wo ich auch dem Kleinen was mitbringe (große Begeisterung, ist aber so schön, dass sie nicht nass werden darf. Praktisch bei ’ner Badehose)

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Dann zurück nach Hause, und weils so schön, ist zu Fuß…

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Der Rest des Tages steht im Zeichen des Wassers. Wasserpistolen rausgekramt und Wasserbomben aufgefüllt.

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Der wer-ist-nasser-Wettbewerb ging unentschieden aus.

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Und da wir eh klatschnass waren, konnte jetzt das angekündigte Unwetter beginnen.

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Auf Regen folgt Sonnenschein. Und umgekehrt. Also wieder raus spielen. Ein Freund des Großen kommt zu Besuch, erstmals über Nacht, und sie wollen eine Episode aus Papas Kindheit gucken.

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Danach bitte noch eine Gute-Nacht-Geschichte.

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Feierabend. Jetzt noch meine nächste Lektüre auswählen und dann den freien Abend vor dem Wochenenddienst genießen.

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Gute Nacht.

Sorgen entsorgen

Was genau passiert ist, weiß ich nicht. Ich habe nur den kleinen Zettel gefunden, eher ein Schnipsel. Auf der einen Seite ein Mini-Strichmännchen, ihm gegenüber zwei weitere. Die zwei haben ihre Arme ausgestreckt, zeigen auf den Einen. In der Mitte mit ganz kleinen Buchstaben, so dass es etwas länger gedauert hat, bis ich es entziffert hatte: „HaHa“.

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Der Große hat sich mit seinen Freunden gestritten. Er hat auch ausgeteilt, gezankt, aber letztendlich standen zwei Meinungen gegen seine. Seine beiden besten Freunde, die ihn aufgezogen und geärgert haben. Es tat ihm so weh. Er hat die Tränen schnell weggewischt, doch ich konnte es sehen. Darüber sprechen wollte er nicht. Konnte er vielleicht auch in diesem Moment gar nicht. Wie soll man das auch beschreiben? Fühlt man gerade Wut, ist das Angst, Verletztheit, hat man gerade jemanden verloren, den man mag? Was ist das, was da manchmal im Bauch oder im Herz so weh tut, dass es einem die Kehle zusammenschnürt?

Im Kindergarten war das bisher noch leichter. „Du bist nicht mehr mein Freund“, hieß es dann. Und am nächsten Morgen war alles wieder vergessen. Jetzt langsam, in der Schule, wird es ernster. Verletzendes wird verstanden, auch gezielter ausgeteilt. Die Frage nach dem Warum kommt auf. Wieso machen Freunde da mit, wenden sich gegen mich?

Ich würde ihm so gern diese Sorgen abnehmen, alles klären. Aber ich weiß, dass er es selber machen muss. Lernen muss, mit Verletzungen umzugehen (und um es direkt klarzustellen: ich spreche jetzt hier von alltäglichen Zwistigkeiten, nicht Mobbing oder schwerwiegenden Eskalationen). Ich kann nur Rat gebend, Trost spendend zur Seite stehen, wenn er es möchte.

Für solche Fälle, kleinere und größere Sorgen, die einem im Alltag begegnen, haben wir ihm im vergangenen Jahr zur Einschulung ein „Sorgenfresserchen“ in die Schultüte gepackt. Das kleine gestreifte Plüsch-Etwas hängt seitdem an seinem Bett. Und wenn ihn die schimpfende Mama nervt, er zu Unrecht verdächtigt wurde, etwas gemacht zu haben, oder eben sich mit seinen Freunden gestritten hat und es nicht in Worte fassen kann, dann malt er, was ihn bedrückt. Dann bekommt der Sorgenfresser den Zettel ins Maul gestopft. Und am nächsten Morgen ist der Zettel weg. Dann geht es ihm viel besser und im Idealfall ist ihm eingefallen, wie er dem Problem auf den Grund gehen kann. Und er kann es dann ansprechen.

Manchmal wünsche ich mir auch so einen Sorgenentsorger. Wenn ich nachts wachliege, weil mir ein scheinbar unlösbares Ärgernis, eine schwierige Aufgabe den Schlaf raubt. Für plötzlich auftauchende Ideen habe ich meist einen Block auf meinem Nachttisch liegen. Aufschreiben, damit man sie nicht vergisst und trotzdem wieder einschlafen kann. Vielleicht sollte ich mir auch ein kleines, buntes Säckchen daneben hängen, in dass ich dann die blöden Gefühle, ängstigenden Gedanken und sonstige Grübeleien stecken kann. Vielleicht würde das vielen von uns die Nächte und eben auch den Alltag leichter machen.

Der Sohn hat es übrigens am nächsten Morgen mit den Freunden geklärt. Festgestellt, dass sie auch verletzt waren. Dann haben sie wieder zusammen Fußball gespielt. Als er nachmittags in seinen Sorgenfresser schaute, rief er mich zu sich: „Mama, der Zettel ist weg.“ „Dann hat ihn wohl der Sorgenfresser aufgefressen“, hab ich geantwortet. Mein Großer grinste, zwinkerte mir zu und sagte: „Ja, dann hat DER den wohl aufgefressen.“

P.S. Das ist kein gesponsorter Beitrag, sondern es geht schlicht und allein um die Art, seine Sorgen zu teilen oder bestenfalls sogar los zu werden. Es gibt verschiedenste Formen von „Sorgenentsorgern“, man kann sie kaufen, selber nähen oder die Sorgen einfach in einen schönen Sack stecken. Hauptsache, es hilft.

Den Kopf verdreht – oder 10 Jahre im Paternoster

Seit dem 1. Juni ist der öffentliche Betrieb von Paternostern erst einmal aus Sicherheitsgründen verboten. Ja ja, so eine Fahrt im Personen-Umlaufaufzug kann gefährlich sein. Gar das ganze Leben auf den Kopf stellen. (Allerdings das nur im übertragenen Sinn, denn nein, man steht nicht auf dem Kopf, wenn man einmal rum fährt.)

Also, es beruht auf einer wahren Geschichte: Genau heute vor zehn Jahren betrat eine junge Frau das alte Rathaus in Wuppertal-Elberfeld. Ein kleiner Schritt für mich, dachte sie noch, und stieg in den Paternoster. Vor selbigem wartete in einer anderen Etage ein ebenfalls junger Mann, und schaute, wer denn da so alles vorbeifuhr und wartete auf sie. Auch er tat nur einen kleinen Schritt, dachte er. Und seitdem fahren die beiden, nachdem sie beim Standesamt kurz ausgestiegen waren, gemeinsam Paternoster. Seit heute nun eben schon 3652 Tage lang.

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Es geht mal auf, mal ab. In der Kabine ist es etwas enger geworden, seitdem zwei kleine Mitfahrer dazugekommen sind. In den Kabinen um sie herum sind manche Menschen ausgestiegen, dafür andere dazu gekommen. Manchmal stockt der Paternoster, dann müssen entweder er oder sie mal ein bisschen rucken. Oder kräftig aufstampfen. Aber man kennt die Macken eines solchen Apparates nach 120 Monaten schon ganz gut. Meist fährt er auch wie geschmiert, und droht einer herauszufallen – so der beim Standesamt unterschriebene Deal – muss der andere ihn auffangen. Das klappt bislang sehr gut. Denn ich glaube, die beiden fahren sehr gern Paternoster. Manche halten dieses Fortbewegungsmittel für altbacken, manchen ist es suspekt oder zu langsam. Für die beiden scheint es genau die richtige Geschwindigkeit zu haben. Mal auf und mal ab. Und ich hoffe, die beiden fahren noch lange so weiter.

Ach ja, und da das eine ganz persönliche Paternoster-Kabine ist, hat das Pärchen vor zehn Jahren sein ganz persönliches Eheversprechen hier an die imaginäre Wand gepinselt:

Das muss ich hinterfragen,
sagt der Kopf
Ich glaube, sagt die Liebe

Das kann ich nicht so stehenlassen,
sagt der Kopf
Ich vertraue, sagt die Liebe

Das wird mich Kopf und Kragen kosten,
sagt der Kopf
Ich liebe, sagt die Liebe

Und wenn alle so dächten wie du?
fragt der Kopf
Komm, sagt die Liebe

Ich weiß gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht,
klagt der Kopf
Am Arsch, sagt die Liebe

(Robert Gernhardt, Verdrehter Kopf)

Ich stehe fest hinter euch

Als meine 14-jährige Nichte mich fragte, ob ich ihre Firmpatin werden könnte, habe ich nicht lange gezögert. Klar doch, gerne. Und so stand ich nun vorne in der Kirche hinter ihr, legte ihr – während sie vom Bischof den Segen erhielt – die Hand auf die Schulter.

Einer jungen Frau, die die Welt neugierig entdecken will, die wissen will, was früher war, um sich dann der Zukunft zuzuwenden, die Pläne schmiedet, etwas von der Welt sehen will. Wann ist eigentlich aus dem kleinen Mädchen, dass sich anfangs nicht von mir babysitten lassen wollte, weil es vor Menschen mit dunklen Haaren Angst hatte, das als Zweijährige in einer unbeobachteten Sekunde wagemutig auf den höchsten Turm im Kletterparadies gekrabbelt ist und mir arges Herzklopfen bereitet hat, das mit meinen Jungs im Schwimmbad immer um die Wette rutscht, wann ist aus ihr auch diese junge Frau geworden?

Und dann sehe ich neben mir meinen „Großen“ sitzen, der doch eigentlich noch klein ist. Gebannt und ganz ruhig folgt er, der so viel Bewegung braucht und gerne laut und wild ist, der Messe. In wenigen Wochen hat er das erste Schuljahr hinter sich und in diesem einen Jahr auch einen enormen Sprung gemacht: Lesen, Schreiben und Rechnen (das ist ja Pipi-einfach) gelernt, ja. Aber er ist auch ein richtiges Schulkind geworden. Er ist so selbstständig, kommt nach der Schule nach Hause nur um kurz darauf wieder mit seinen Freunden zu verschwinden. „Ich bin doch kein Baby mehr“, ist sein derzeit meistgebrauchter Satz, denn ja – er kann vieles allein und das ist sehr gut und schön so. Und dennoch, wenn er dann bei seinem Freund mal übernachtet hat, dann braucht er am Tag drauf eine doppelte Kuscheleinheit.

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Dann schaue ich auf meinen „Kleinen“. Der eigentlich gar nicht mehr so klein ist. Im Kindergarten ist er jetzt ein „Mittelkind“, er weiß, wo es lang geht. Und er weiß, was er will und wie er es am ehesten bekommt. Er bringt die trockensten Sprüche und ist doch gerade mittendrin in diesem „magischen Alter“, denkt sich wunderbare Geschichten und Figuren aus, kann an keiner Pusteblume vorbeigehen, ohne nicht die kleinen Fallschirme in die Luft zu pusten. Ohne Gute-Nacht-Kuss kann er auf keinen Fall einschlafen, weil er befürchtet, dass sonst auch die Mama nicht gut schlafen kann – „aber den Kuss bitte nur auf die Haare“.

Das ist Glück, denke ich oft, wenn ich auf meine beiden Jungs schaue. Natürlich gibt es Tage, da stellen sie alles auf den Kopf, bringen mich an meine Grenzen. Aber ich lerne auch so wahnsinnig viel von ihnen. Sie sind nicht nachtragend. Sorgen werden geteilt, und dann sind sie weg. Sie schauen genau hin, nehmen sich Zeit, wenn wir Erwachsene vorbeihasten würden. Und sie hinterfragen, was man sagt.

Es erfüllt mich mit großer Zufriedenheit, wenn die beiden, oder besser noch, wir zusammen eine schöne Zeit haben. Wenn sie klettern, lachen, tanzen, toben, sich gegenseitig auskitzeln und füreinander einstehen.

Dann wünsche ich ich mir oft, die Zeit anhalten zu können. Da das nicht geht, hoffe ich zumindest, dass dies Momente sind, die ihre Zukunft prägen. Dass sie glücklich und zufrieden mit sich und ihrem Leben sind. Das sie Träume und Ziele haben und danach streben, sie zu verwirklichen und darin ihr Glück zu finden. Dass sie auch vermeintliche Schwächen als etwas Positives erkennen, dass sie nicht Druck auf sich ausüben, ‚perfekt‘ oder wie die anderen sein zu müssen. Dass sie sich, so wie sie sind, akzeptieren und von anderen angenommen werden. In einer Gesellschaft, die ihnen möglichst so offen entgegentritt wie die Kinder ihr.

Genießt die schönen Momente, speichert sie tief in euch, tankt daraus Kraft für schwierige Tage, möchte ich ihnen zurufen. Bewahrt euren Blick auf das Besondere, Schöne, Lustige, das möchte ich meinen Kindern mitgeben auf ihrem Weg.

„Drücken Sie ruhig ein bisschen fest auf die Schulter der Firmlinge, sie sollen merken, dass Sie hinter ihnen stehen“, merkte der Bischof vor der Firmung noch an. Ja, ich stehe fest hinter meinen Kindern, als Mutter, als Patin. Ich bin für euch da, auch wenn ihr irgendwann eigene Wege geht. Das ist etwas, dass ich ihnen unbedingt mitgeben will.

Heute ist Weltkindertag. Anne von Top-Elternblogs hat in ihrer Blogparade danach gefragt, welche Zukunft wir unseren Kindern wünschen, was Glück ist und welchen Rat wir ihnen mitgeben würden. Dabei habe ich gerne mitgemacht.

Verleihkids

Ich habe eine Geschäftsidee. Eine profitable. Sehr proftitabel. Also nicht profitabel im Sinne von „Deutschlands 100 reichste Menschen“. Aber reich an Erholungswert und Entspannungspunkten. Und Wellness ist doch ein boomender Markt.

Die angesprochene Klientel ist groß. Im Jahr 2013 gab es in Deutschland 8,1 Millionen Familien (Quelle: Statistisches Bundesamt). Zudem eignet sich das Modell sowohl für Einzel- als auch Geschwisterkinder. Und einen Namen habe ich auch schon.

Verleihkids

Das Prinzip ist ganz simpel: Wochenende, die Schwestern zanken sich, die Brüder wollen partout nichts miteinander zu tun haben, die Eltern müssen als 24-Stunden-Schulfreunde-Ersatz herhalten? Ein Blick in die Datenbank von Verleihkids, mit den eigenen Angaben abgeglichen und -zack- leiht man sich ein Kind.

Interessen und Alter sollten aufeinander abgestimmt sein und schon herrscht pure Entspannung. Das geliehene Kind bringt Harmonie ins Haus. Das eigene Spielzeug wird wieder interessant, mit dem neuen Freund, der neuen Freundin entdecken die Kinder ganz neue Spielideen. Bei mehreren Kindern unterschiedlichen Alters leiht man sich idealerweise gleich zwei passende Kinder, aber schon eines kann unglaubliche Entspannung ins Haus bringen. Und abends, wenn alle müde gespielt sind, gibt man es wieder zurück.

Bei älteren Exemplaren gibt es dann auch das Premiumpaket: Man kann eine Übernachtung mit einplanen. Sie werden sehen, die Kinder beschäftigen sich bis tief in die Nacht allein und im Glücksfall können sie morgens sogar ausschlafen.

Entscheidendes Kriterium für das Gelingen der Geschäftsidee ist wie schon in der guten alten Vor-Münz-Zeit das Tauschgeschäft, das Prinzip der Gegenseitigkeit. Also nicht nur leihen, sondern man muss das eigene Kind auch zum Verleihen an andere Eltern anbieten. Diese werden es ihnen danken – und oh, plötzlich hat man einen Samstag totale Ruhe und Zeit für die Steuererklärung, den Hausputz oder was einem sonst noch Schönes einfällt.

Sorry, ich muss jetzt zum Patent-, Gewerbe- und sonstigen Ämtern. Geschäftsidee anmelden. Sie wissen schon.

Zwei Hände sind nicht genug

Zwei Kinder, das ist doch ideal. Ein Geschwisterchen zum Spielen, zum Knuddeln, dem man als großer Bruder zur Seite stehen kann. Ja, genauso hatten wir uns das vorgestellt. Für uns stand immer fest, wenn Kinder, dann möchten wir zwei.

Ich bin auch immer noch davon überzeugt, dass es für uns genau die richtige Entscheidung war und ist. Dass es beiden Jungen gut tut, einen Bruder zu haben. Es gibt oft genug Momente, in denen man genau spürt, wie wichtig sie füreinander sind. Wenn der Große dem Kleinen das ABC erklärt, wenn der Kleine als erstes dem Großen erzählen muss, dass er in der Kita ein Tor gemacht hat. Natürlich geraten sie sich auch in die Haare. Oft. Manchmal hat man das Gefühl, sie tun es ständig. Aber auch das gehört dazu. Und mittlerweile sind sie einander auch kräftemäßig recht ebenbürtig, dann greift man nicht oder erst spät ein.

Völlig unterschätzt haben wir aber, wie wir zwei Kinder unter einen Hut bringen. Zwei eigenständige Köpfe, um nicht zu sagen, durchaus zwei Dickköpfe, die wissen, was sie wollen. Oder eben, was auch nicht.

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In unserer meiner Vorstellung sah es immer so aus: Wochenende, ein Elternpaar macht mit seinen zwei entspannten Kindern einen wunderbaren Ausflug, viel Lachen, pure Harmonie, alle sind glücklich. Und außerdem galt für mich immer: ich hab zwei Hände, das passt doch mit zwei Kindern.

Gut, Alltag ist anders, ist schon klar. Das war ja auch nur das Traum-Ideal. Dennoch habe ich die Realität unterschätzt. Es sind Phasen, die vergehen. Das gilt für vieles in der Kinderentwicklung und beim zweiten wartet man vieles dementsprechend noch ab, während man beim ersten noch die Ursache suchte. Aber derzeit haben wir eine Phase, die uns die gemeinsamen Wochenende oft echt zur Qual macht.

Also, Ideal: Ich freue mich (immer wieder aufs Neue) auf das gemeinsame Frühstück, ein bisschen Spielen mit den Kindern, ein bisschen Spielen der Kinder miteinander, gemeinsame Erlebnisse.

Die Realität beim gemeinsamen Frühstück am Wochenende sieht dann so aus:

„Was machen wir heute, mir ist langweilig“, klagt der Große. „Ich will nicht raus. Ich will hier spielen“, beginnt der Kleine zu kreischen. „Fahrradtour.“ „Zuhause bleiben. „Raus.“ „Nein.“ „Doch.“ „Nein“…

Manege frei für zwei Kampfhähne. Der Große braucht Bewegung, am liebsten 12 Stunden täglich mit dem Ball. Der Kleine möchte nach der Kita-Woche einfach nur Ruhe, ungestört mit seinem Spielzeug spielen, vielleicht mal in den Garten. Zwischen ihnen liegen nicht nur 2,5 Jahre, sondern eben auch völlig unterschiedliche Bedürfnisse.

Deshalb sehen unsere Wochenenden derzeit dann gerne auch mal so aus: Papa geht mit dem Großen kicken, Mama spielt mit dem Kleinen ‚Tempo, kleine Schnecke‘. Oder Papa baut mit dem Kleinen ein Lego-Haus, während Mama mit dem Großen eine Radtour macht.

Es gibt Schlimmeres, klar. Aber es nervt. Und kostet auch enorm Kraft. Weil wir momentan oft das Gefühl haben, nicht mehr als Familie etwas machen zu können. Und wenn, nur mit größter Überzeugungskraft, viel gutem Zureden, lautem Geheule und Geschimpfe. Weil ich eben auch gern mal mit dem Mann und den Kindern etwas machen möchte.

Dazu kommt die Eifersucht des Großen, die er erst in den letzten Jahren stärker entwickelte. Die Angst zu kurz zu kommen, während ich eher das Gefühl habe, der Kleine steckt mehr zurück. Weil er es immer schon so kennt, dass da noch jemand ist. Und da ich nicht will, dass einer von beiden das Gefühl hat, zu kurz zu kommen, schaue ich, dass ich für beide immer auch Exklusivzeiten einrichte. Denn gegen besseren Wissens läuft in meinem inneren Kino doch immer wieder mal der eine Film: Und täglich grüßt das schlechte Gewissen.

Wer zu kurz kommt, ist dann das Elternpaar, das man ja auch noch ist. Und/oder man selbst.

Wenn die Kinder dann abends friedlich schlafen, dann träume ich: Von einem Urlaub am Meer zu Viert. In voller Harmonie. Mit ganz vielen gemeinsamen Familienerlebnissen. Ist ja noch ein bisschen Zeit bis zum Sommer. Denn das ist nur eine Phase. Das wird schon, oder? ODER?

12von12 – Mai 2015

Da ist er, der 12. des Monats. Im Mai fällt er diesmal auf meinen freien Dienstag. Hier also die 12von12 nach einer Idee von Caro von Draußen nur Kännchen mit Ausschnitten aus meinem „arbeitsfreien“ Tag.

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Der Tag beginnt um 6.30 Uhr mit einem – nein, kein Kaffee. Den genieß ich erst, wenn alle aus dem Haus sind. Er beginnt immer mit schwarzem Tee.

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Der Mann fährt nach München zum Spiel des FCB und ich bekomme eine Stunde nach seiner Abfahrt einen kleinen Schreck, als ich die Waschmaschine ausräume. War aber nicht das Ticket, sondern nur die Umrandung, die die Kinder haben durften.

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Schon 12 Uhr. Der Kleine isst heute zuhause, Essen ist fertig, also auf zur Kita. Übrigens: Darum ist es am Rhein so schön.

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Protestbrot. Der Jüngste schmiert sich ein Brot, weil
1. ich etwas anderes als Nudeln gekocht habe und
2. es seine neue „Ich kann das alleine“-Lieblingsbeschäftigung ist.

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Zeit für den Garten. Ich sehe viel Feigenmarmelade voraus.

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Und der Flieder blüht und duftet herrlich.

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Trotz ausreichend Spielzeug ist die Wäschespinne ein absoluter Favorit von K2. Kann man so schön Knoten üben. Grr.

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Nachdem ich den Kleinen zum Sport gebracht habe, bleiben mir 25 Minuten, bis ich den Großen abholen kann. Zeit für meine wöchentliche „Tankstelle“.

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Diesmal ein Spaziergang zur Doppelkirche in Schwarzrheindorf.

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15 Minuten Vogelgezwitscher und Brunnengeplätscher können manchmal so viel bewirken.

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Dann noch eine halbe Stunde nur mit dem Großen, Zeit für einen Snack und einen Schnack unter zwei. Obwohl den ganzen Tag draußen und beim Sport ist noch Energie übrig. Also: Fußball im Garten, alle gegen Mama.

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Doch irgendwie beide Kinder müde bekommen. Zum Einschlafen heute eine Geschichte vom Drachen Kokosnuss. Und mittendrin fängt der Große an, dem Kleinen vorzulesen.

Und gleich darf ich dann für mich lesen. Aktuell: Nina George, Das Lavendelzimmer. Über Bücher als Heilmittel für verschiedenste Leiden, bei denen keine Medizin hilft.

Gute Nacht.