Vorsicht, Hundescheiße

Braun bis tiefschwarz, gelblich, beige. Von ganz fest bis dünnflüssig. Man lernt viel, wenn man Kinder hat. Zum Beispiel auf vier Meter Entfernung einen Hunde- oder Katzenhaufen auf dem Gehweg zu identifizieren, um sogleich den Alarmmodus einzuschalten. Sirenengleich klingt es dann aus meinem Mund „Vorsicht, Hunde-Aa“, während meine Arme in den automatischen Zur-Seite-zieh- und nach vorne-weg-drück-Greifmodus übergehen. Unglücklicherweise bewegen sich Kinder aber oftmals laufend, hüpfend, sprintend vorwärts, so dass selbst der ausfahrbare Muttergreifarm nicht ausreicht, um das Kind vor dem Unvermeintlichen zu retten. Dem Sprung in die Hundescheiße.

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Meine Jungs sind zudem begeisterte Kletterer. Das ist eigentlich das ideale Mittel gegen Vierbeinerscheiße, denn bisher haben wir in Bäumen auf zwei Meter Höhe noch keinen Haufen entdeckt.

Ein Problem allerdings ist es, sicheren Weges, also Hundetretminenfrei, auf einen solchen Baum zu gelangen. Als bestes Mittel hat sich bisher das Detektivspiel bewährt. Man drückt den Kindern eine Lupe in die Hand und erklärt ihnen, wie sie sich langsam an einen Baum heranschleichen und nach Spuren des Hundes von Baskerville Ausschau halten sollen.

Besonders gefährdet sind Kinder, die gutes, festes Schuhwerk tragen. Denn das hat pro Kinderfuß mindestens 37 Rillen, aus denen man die tierischen Verdauungsreste rauspuhlen muss. Und bei all den unzähligen Ratgebern für werdende oder bestehende Eltern, verstehe ich nicht, warum es dazu noch keine Literatur á la „Jedes Kind kann Hundehaufen umlaufen lernen“ oder „111 Tricks, wie sie Hundescheiße rückstandslos aus Kinderschuhen bekommen“ gibt. Das könnten Bestseller werden.

Besonders wirkungsvoll ist es, den Kindern vorzuführen, wie man nicht in Hundescheiße tritt. Zum Beispiel, wenn man neben einem Baum samt Bepflanzung geparkt hat und genau in letzter Schrittlänge vor der Beifahrertür eine eben solche tierische Hinterlassenschaft liegt. Sie öffnen dann möglichst elegant über den Hundehaufen gestreckt die Beifahrertür, drücken dabei mit der anderen Hand ein paar Zweige eines Rosenstrauches, der als Haufensichtschutz an den Baum gepflanzt wurde, zur Seite, um dann galant die Sitzerhöhung für das Gastkind auf den Beifahrersitz zu werfen. Unglücklicherweise haben sie den einen, etwas kürzeren, Rosenstrauchzweig nicht einkalkuliert und er flitscht ihnen seitlich ins offene Auge. Sie lassen also Autotür, Kindersitz und Rosenstrauch los und hüpfen, eine Hand auf das Auge pressend, herum. In dem Moment geht der Alarmmodus ihrer Kinder an und sie rufen unisono: „Vorsicht Mama, Hundescheiße“.

P.S. Keine Sorge: Mutter und dazugehörigem Auge geht es gut, sie weiß jetzt auch, wie es ist, als ungeduldiger Patient in der Ambulanz zu warten. Aber das ist eine andere Geschichte.