Er lacht über die gleichen Sachen. Freche Bemerkungen kann er kontern. Er sieht gut aus. Er lächelt mit den Augen.
HALT!
Spätestens hier sollte man vorbereitet, frühzeitig von den Eltern aufgeklärt worden sein. Bevor sich die berühmten Schmetterlinge in den Innereien einnisten, sollte jeder – geben Sie das ihren Kindern mit – dem potenziellen Partner möglichst noch in der Stunde des Kennenlernens zwei Fragen stellen:
1. Bist du Fußballfan?
2. Wenn ja, welcher Verein?
Wird Frage 1 mit „Ja“ beantwortet, sollte man sich der Konsequenzen bewusst sein. Wochenenden sind zum größten Teil verplant. Entweder derjenige steht auf dem Platz, weil er spielt. Oder er schaut zu. Wenn die beste Freundin mit dem Tennispartner also fragt, ob man sich am Samstagnachmittag nicht zu Viert zum Grillen treffen möchte, wird man die nächsten Jahre/Jahrzente antworten: Gern, so ab 17.15 Uhr? Und möchte man mal tanzen gehen, zwickt bei aktiven Ballkünstlern ggf. der Meniskus oder irgendein Band.
Hat er auf Frage 2 eine Antwort parat, fiebert er seit ewigen Zeiten für einen speziellen Verein mit, ist besondere Vorsicht geboten. Man muss sich dann klar machen: Ich werde nie die einzige sein.
Der Verein ist die Liebe, die meist zuerst da war. Und schlimmstenfalls vielleicht auch länger bleibt als man selbst. Also entweder man arrangiert sich mit dieser Geliebten, die so ganz andere Vorzüge hat als man selbst. Oder man flüchtet nach Beantwortung der Fragen flux durch eine Hintertür.
Lässt man sich aber drauf ein, sollte man sich der vollen Tragweite der Entscheidung bewusst sein.
Beim Zusammenziehen ist die Möbelauswahl das geringste Problem. Vielmehr wird die Diskussion geführt, wie viel – in unserem Falle – rot-weiß in die Wohnung darf. Und in welche Ecken. Klare Abmachungen sind wichtig: Ein Schal und ein Mannschaftsposter im Arbeitszimmer, aber hinter meinem Rücken platziert! Niemals Bayern-Bettwäsche im gemeinsamen Bett!
Der Terminkalender wird vom Fußball bestimmt sein. Und damit meine ich nicht nur, oh ein Samstagabendspiel – gehen wir also Sonntag ins Kino. Die Liebe zum Verein, hier also zum FCB, greift tiefer ins Leben. Man muss durch schwere Zeiten, indem man den Mann zu einem Spiel gegen die Mannschaft, mit der man aufwuchs, begleitet, was eine sehr schmerzhafte Erfahrung sein kann.
Man muss anders planen und organisieren. Heiraten, gerne – aber in der Sommerpause. Kinderkriegen bitte entweder in der Winterpause (K1) oder wie bei K2 in der Nacht auf einen Montag. So ist Frau und Nachwuchs volle Aufmerksamkeit gewiss.
Was viele aber vorher nicht berücksichtigen: Vereinsliebe ist vererbbar. Von wegen mit der Muttermilch aufgesogen. Ganz subtil im Schlaf eingepflanzt. Schlaf, Kindchen, schlaf. Und ist die Mutter aus dem Raum: Stern des Südens. Oder solche Angebote wie: Ruh‘ dich etwas aus, ich nehme den Kleinen so lange. Am Samstagnachmittag. Auf Papas Bauch schlummern, während der FCB guckt. Sieben Jahre später wird man sehen, was man davon hat. Ein Kind, dass sein Taschengeld auf dem Flohmarkt nicht für Spielzeug, sondern für einen FCB-Turnbeutel ausgibt. Das bittere Tränen weint, wenn sein Neuer-Glas kaputt geht und untröstlich ist, wenn der Verein unentschieden spielt. Kinder, die im Garten nicht nur Fußball spielen, sondern auch Meisterschaftsfeier. Dabei hintereinander herlaufen, um sich Apfelschorle über den Kopf zu schütten.
Noch legt der Kleine mir hin und wieder die Ärmchen um den Hals und flüstert: Mama, Fortuna ist auch ganz toll. Aber spätestens in zwei Jahren will er garantiert auch ein rotes Trikot. Vom FCB.
Das Schlimmste aber ist: Nach einer gewissen Zahl an Jahren merkt man die Unterwanderung der eigenen Einstellung. Nenn mir schnell zwei Fußballer, die du toll findest/fandest, fragen die Kinder. Und man hört sich antworten: Lizarazu und Brazzo. Man ertappt sich vorm Kaufhaus mit einer FCB-Bettwäsche in der Tüte – fürs Kind. Und trinkt plötzlich lieber ein bayrisches anstelle eines Alt-Biers.
So ist das mit diesen speziellen Geliebten. Lässt man sich auf diese Ménage-à-trois ein, dann kann es passieren, dass man sich so an sie gewöhnt hat, dass man sie irgendwann ein klitzekleines-mini-bisschen mag. Was ich aber nie laut sagen würde.
So, jetzt muss ich mit den Kindern Konfetti basteln. Wir haben eine Meisterschaftsfeier vorzubereiten. In diesem Sinne:
25. Meisterschaft – herzlichen Glückwunsch, FCB!