… und doch ist es nicht unbedingt das Gleiche.
Im vergangenen Jahr kamen der Ehemann und ich, im Glauben, einen gefestigten, unabänderbaren Weg zu gehen, an eine neue Kreuzung. Nein, eigentlich stolperten wir hinein, aber das ist eine andere Geschichte, die später mal geschrieben wird. Auf jeden Fall standen wir nun irgendwie etwas überrumpelt auf dieser Kreuzung, beratschlagten, welchen Weg wir einschlagen sollen und schauten dabei auf vergangene gemeinsame Wege zurück.
Im vergangenen Jahr wurde unsere Beziehung quasi volljährig. 21 Jahre zusammen, zählten wir erstaunt nach. Davon 12 als Ehepaar.
Jahre, in denen wir erst einmal zueinander finden mussten. Frisch verliebt, aber doch zwei Individuen, die erst einmal ihren eigenen Radius absteckten. Mein Raum, dein Raum, unser Raum. Es gab Zeiten, da waren wir monatelang tausende Kilometer voneinander getrennt, und uns doch ganz nah. Wuchsen dadurch zusammen. Es gab Momente, da lebten wir auf engstem Raum zusammen, und wünschten einander ans andere Ende der Welt.
Wir haben miteinander gerungen, gestritten, uns voneinander entfernt, um dann wieder zueinander zu finden. Wir haben uns umarmt, festgehalten, konnten nicht ohne einander sein. Aus dem vielbeschworenen Schmetterlingsgefühl wurde ein Gefühl von Vertrautheit. Wir haben wunderschöne Reisen gemacht, so viele tolle Momente zusammen erlebt, zwei wunderbare Kinder bekommen. Wir haben schwierige Zeiten erlebt. Einander aufgefangen und gestützt, bei Krankheiten, bei existenziellen Fragen wie Arbeitssuche, Jobverlust, Umstrukturierungen, die das komplette Leben beider durcheinander würfelten. Und wir haben einander festgehalten beim Verlust von lieben Menschen.
Wir sind an einander gewachsen. Aneinander und miteinander. Mit unseren Wegen, Aufgaben, Herausforderungen.
Und dann ergibt es sich, dass wir 21 Jahre nach unserem Kennenlernen, 12,5 Jahre nach unserer Hochzeit einen flapsigen Dialog führen. „Also ich würde dich ja nochmal heiraten.“ „Ich dich auch. Sollen wir?“
Und so standen wir an einem kalten, aber sonnigen Wintertag im Jahr 2018, heute genau vor einem Monat, in einer kleinen Kapelle. 12,5 Jahre älter als bei unserem ersten Ja-Wort. Es war kein großes ‚Lass-uns-feiern‘-Ja wie damals, es war eher ein besonnenes Ja. Noch einmal. Sich das einander Festhalten bestätigen. Ein Ja zu uns, zu unserem gemeinsamen Weg. Mit Ringen, die schon den ein oder anderen Kratzer haben. Aber mit Worten wie „für immer“ oder gar ein „bis das der Tod euch scheidet“, die heute einfach eine andere Bedeutung bekommen haben. Es war ein anderes Ja, aber wir waren immer noch aufgeregt. Und berührt.
Es war ein leises Ja. Mit einem tollen Trauzeugen, der überrascht war und uns eine große Freude damit gemacht hat, es recht spontan zu bezeugen. Das aber Bewegendste an diesem Ja war das Beisein unserer Söhne. Nun schon groß genug, um zu verstehen, was hier passiert, was eine Hochzeit ist.
Zu sehen, wie der 10-Jährige die Zeremonie mit Tränen der Rührung in den Augen verfolgte. Zu spüren, wie uns beide Kinder ganz stolz und glücklich nachher umarmten. „Weißt du, Mama, ich glaube, es ist etwas ganz Besonderes, bei der Hochzeit seiner Eltern dabei sein zu können“, sprach der Große, als er uns sein Geschenk übergab.
Ja, es war nur eine kleine Geste, dieses einfache Ja. Aber irgendwie auch ein Geschenk. Für die ganze Familie.