Watte. Wir haben überhaupt keine Watte im Haus. Okay, ein paar Abschminkpads. Aber das ist ja keine richtige Watte.
Nicht so etwas Weiches, Flauschiges. Was ringsum alles polstert, abfedert, auffängt.
Das haben wir bisher nicht gebraucht. Laufen lassen, die Kinder Dinge erproben und machen lassen, soweit es irgendwie möglich ist, war immer unsere Devise. Ist es noch. Und doch: Ich hätte jetzt gern Watte.
Es ist dieser eine Moment, in dem du Angst hast, alles zu verlieren. Hilflos daneben stehst, im Arm hältst. Und warten musst, was passiert. Diese Minuten, wahrscheinlich nur Sekunden, in denen du denkst, es ist vorbei. Ist es nicht. Gottseidank. Es passiert täglich irgendwo, irgendwem. Im Krankenhaus ist es Alltag. Und es gibt Schlimmeres, ja, viel Schlimmeres. Es ist ja alles gut gegangen.
Und doch: Ich brauche Watte. Ich möchte die Jungs plötzlich einpacken, beschützen, behüten. Das Laufenlassen fällt mir auf einmal schwer. Ich liege im Bett und lausche ihren Atemzügen nach. Ist der eine so ruhig, gehe ich schauen. Schnarcht der andere irgendwie merkwürdig, stehe ich an seinem Bett.
Das wird wieder besser. Irgendwann zieht der Alltag wieder ein, muss er ja. Der Schlaf kommt irgendwann wieder. Sonst wäre es nicht zu ertragen. Es ist ja auch alles gut gegangen. Der Verstand weiß das. Das Herz hofft es. Im Kopf muss es noch ankommen.
Ich kann die Kinder nicht in Watte hüllen. Ich will sie ja auch eigentlich nicht in Watte hüllen. Aber die Angst, könnte ich nicht die wenigstens gut verpacken, mit Watte eindämmen? Aber vielleicht geht sie ja mit der Zeit von selber. Wir haben nämlich keine Watte im Haus.