Zur Wiedervorlage

Eine Woche. So lang sind wir schon wieder zuhause. Und es fühlt sich viel länger an, viel weiter weg. Denn die eine Woche war vollgepfropft. Lange Arbeitswoche mit Wochenenddienst, was wiederum immer besonders anhängliche Kinder in den freien Minuten bedeutet. Kindergarten und Schule haben wieder angefangen, neue Eindrücke, die erstmal verdaut werden müssen. Und nach sieben Tagen dann alle total müde und gereizt. Alltag eben.

Gerade eine Woche ist es her, dass wir die Koffer packten, uns von der Nordsee verabschiedeten. Langeoog, „unsere Insel“, ist mein Symbol für Urlaub, fürs runter kommen. Wenn wir von der Fähre steigen, die Bimmelbahn betreten, fängt der Urlaub an. Allein die Autofreiheit bewirkt bei mir schon Entspannung, wenn es manchmal auch 2 bis 3 Tage dauert es, bis der Wind den Kopf richtig frei geweht hat. Und dann kommt man nach Hause und tritt eins, zwei, drei gleich wieder in der Tretmühle rein. Ich will das nicht. Das hatte ich mir am letzten Urlaubstag fest vorgenommen. Ich möchte meine kleinen Inseln für zuhause, Runterkommen to go quasi.

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Gut, wir haben in sämtlichen Hosentaschen viel Sand mitgenommen, aber für einen eigenen Strand wird es nicht reichen. Keiner der kandidierenden Oberbürgermeister wird die Stadt zur autofreien Zone machen. Und die Badewanne ist kein Nordsee-Ersatz. Aber es muss doch irgendwie gehen. Im Kleinen.

Die Jungs haben es mir am Wochenende vorgemacht. Sie haben den Strand und das Meer mit Lego nachgebaut. Abends wollten sie statt einer Gute-Nacht-Geschichte Kapitel aus dem Strandfunde-Buch vorgelesen bekommen. Nochmal sehen, was wir da so alles entdeckt hatten. „So eine Herzmuschel habe ich gesehen, als sie sich im Watt eingrub.“ „So ein Krebsskelett hab ich gefunden.“
Erinnern fühlt sich halt schön an, im Bauch, im Kopf, im Herz.

Das will ich auch. Wenn aus der frisch gewaschenen Wäsche immer noch ein bisschen Sand rieselt, dran denken, wie er sich beim Spazierengehen am Strand anfühlte. Wenn ich am Rhein unterwegs bin, einfach mal dem Rauschen der Wellen zuhören und denken, es sei die Nordsee, oder wie das Salzwasser auf den Lippen schmeckte. Ich werde eine Ecke für Muscheln und Strandgut schaffen. Fotos entwickeln lassen, alleine und mit den Jungs die Bilder anschauen. Das Lied, das bei der großen Gute-Nacht-Geschichten-Runde im Urlaub von Eltern und Kindern gesungen wurde, wollen wir hin und wieder auch abends singen, ich suche gleich mal den Text raus. Und an regnerischen Tagen wird Ostfriesentee getrunken.

Einfach immer mal wieder anhalten, kurz durchatmen. Alles andere ein bisschen liegen lassen. Das kann doch nicht so schwer sein. Klingt zumindest ganz einfach.

Und für alle Fälle lege ich mir diesen Text mal auf den Schreibtisch, hänge ihn an den Kühlschrank, klebe ihn auf den Staubsauger. Zur Wiedervorlage.

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